Dienstag, 20. April 2010

Rückblick auf den zweiten Renntag und die ganze Reise

Max Frank & Stephanie (Steffi) Fleischer
Moonbuggy Team 2010
www.spacepass.de

über dem Atlantik, 11.04.2010

Fotos: http://www.flickr.com/photos/spaceeducation/sets/72157623711899421/

Nun sitzen wir im Flugzeug auf dem Weg ins Heimatland und keiner aus diesem Flugzeug weiß, dass wir diesjährige Weltmeister des NASA Great Moonbuggy Race sind.

Vor genau einer Woche wussten wir noch gar nicht was uns erwartet. Als Neulinge flogen wir mit Ralf nach Amerika, das für uns vor sieben Tagen noch Neuland war. Wir waren total aufgeregt, weil wir nicht wussten was uns erwarten würde, was wir erleben werden und wie natürlich das Rennen verlaufen wird. Unser Teamkollege Stefan, ist ja neben Ralf, der Pro, unter uns.

Für uns speziell war alles neu. Die 7 stündige Zeitumstellung, die Essenskultur, sprich die ganzen Fast Food Restaurants, die Autos und Straßen, die Supermärkte. Alles ist alles so viel größer als bei uns zu Hause. Daran mussten wir uns noch gewöhnen.

Uns kam es vor, als waren wir nicht nur eine Woche in Alabama, sondern einige Wochen. Wir haben so viel erlebt, erfahren und gesehen. Von viel zu heißen Temperaturen, beeindruckenden Gebäuden, wie beispielsweise das Space & Rocket Center, große und laute Autos bis zu den Geschichten unserer deutschen Vorfahren, vor allem über Werner von Braun in Amerika.

Aber der Anlass unserer Reise war ja unser Moonbuggy, welches in Huntsville Alabama für großes Aufsehen gesorgt hat. Am Ostersonntag, als noch alle Organisatoren und Journalisten ihren Abend vor dem Fernseher verbracht haben, waren wir live On Air. Ja, das deutsche Team ist da. Einen Tag drauf haben wir unser Moonbuggy innerhalb von 6 Stunden aufgebaut und gleich unsere erste Testfahrt durchgeführt. Wir kamen im Dunkeln mit Licht am Moonbuggy auf 60 km/h!

Am nächsten Morgen haben wir das wiederholt und gleich einmal einen Geschwindigkeitsrekord von 80 km/h aufgestellt (Als wir diesen Berg heute zum letzten Mal mit unserem Van heruntergefahren sind, musste der Ralf sogar das Gaspedal betätigen um unseren Rekord zu toppen).

Darauf folgte ein Besuch im Center for Technology, dessen Teams in den letzten Jahren Gewinner des NASA Great Moonbuggy Race waren und uns in ihrer Trainingsphase richtig einschüchterten. Und da war natürlich das große Rennen.

Wir haben das Rennen natürlich aus verschiedenen Sichtweisen gesehen. Einmal als Fotograf, der das Rennen quasi von außerhalb beobachtet und einmal als Co- Pilot, der mitten im Geschehen war.

Steffi (Co-Pilotin): Das erste Rennen, welches am Freitag stattfand, verlief für uns recht gut. Wir sind regelrecht über die ganzen Obstakels (meine neue Lieblingsvokabel für Hindernisse) geflogen. Wir führten mit 3:31 min für das Rennen und sechs Sekunden für das Auseinanderklappen und draufsetzen. Und typisch Deutsch haben wir alles so synchron ausgeführt, dass wir exakt gleichzeitig fertig wurden und die Hände in die Luft geschmissen haben (siehe www.youtube.com/spaceeducation , Kanal Moonbuggy 2010).

Wir waren guter Dinge, doch mussten am zweiten Renntag wieder total früh aufstehen. Genau gesagt kurz vor fünf, da wir nun die Startnummer 1 hatten. Wir waren total aufgeregt und haben uns dank Max bei den Vorbereitungen nicht überanstrengt oder das Falsche gemacht. Ich wollte mich zum Beispiel immer vor dem Rennen dehnen. Doch Max belehrte mich eines Besseren und wir machten kleine Tippings.

Kurz vor dem Rennen haben wir noch einmal alles abgeklärt. Damit unsere Reifen anfangs nicht durchdrehen, haben wir die Anfangsposition unserer Pedale verändert und ich habe es sogar nicht vergessen die Boardkamera zu betätigen (siehe www.youtube.com/spaceeducation , Kanal Moonbuggy 2010).

Wir merken nach den ersten Hürden, dass sie höher geworden sind oder plötzlich Holzbalken und Reifen unter den Steinhaufen zum Vorschein kamen. In der Kurve „Luna-Tic" mussten wir auch zittern. Wir sind so auf die Hürde, welche kurz vor einer 90 Grad Kurve platziert war, drauf gefahren, dass ich da hinten ziemlich hoch in der Luft war und auf einem Rad aufgekommen bin, um ein gutes Stück auf einem Rad weiter zu fahren.




Ich hatte hinten so Angst, dass ich aus meinem Sitz falle oder sogar das Moonbuggy-Hinterteil auf mir drauf. Doch dann erinnerte ich mich an unser Interview beim Wetterkanal und dachte an meine lustige Beschreibung des Winkelbegrenzer (limited angle limiter) und wusste, dass ich ja gar nicht umkippen kann. Und so war es auch, alle haben gestaunt und applaudiert und wir haben wieder Gas gegeben. Der Rest ging ganz leicht, wir sind schön in den Mondkrater herein gedriftet und waren quasi schon im Ziel. Dann gab uns der Schiedsrichter unsere Zeit bekannt: 3.31 Minuten. Schon wieder!

Wenn wir so wie am vorherigen Tag auf den Steinhaufen vor dem „Luna-Tic" gefahren wären, hätten wir schneller im Ziel sein können. Da mussten wir den Tommy, welcher leider nicht mit fahren konnte und schon zwei mal an einem Race teilgenommen hat und sehr viel Arbeit und Zeit in das Moonbuggyprojekt hereingesteckt hat, leider enttäuschen. Der Buggy kann doch mehr als er erwartete.

Die anderen Mannschaften, die uns gleich folgten, hatten ungefähr die gleiche Zeit wie wir. Außer die Jupiters, welche zum ersten Mal beim Moonbuggy Race mitgefahren sind und gleich einen Streckenrekord hingelegt haben. Doch sie brauchten für ihr Assembly 16 Sekunden, 10 mehr als wir. Ich war echt gespannt, ob wir nun die Weltmeisterschaft nach Hause bringen würden oder nicht.

Es war ein spannendes Rennen. Wir sind als aller erstes Team gestartet und alle anderen Teams kommen ja noch und können eine bessere Zeit fahren als wir. Das machte das Rennen besonders spannend.

Wir schauten uns jeden Lauf an. Feuerten und Jubelten die anderen Teams an. Auf der anderen Seite bangten wir um unseren Platz. Den wir schnell verlieren konnten, weil die Besten alle mit nur einer Sekunde auseinander lagen. Es war ein ABSOLUT spannendes Rennen!

Nachdem alle Teams durch waren und wir noch immer auf der Liste ganz oben standen war es klar. Wir haben mit unserem Team die Weltmeiserschaft im Moonbuggy-Fahren und -Konstruieren gewonnen. Alle waren so happy und aufgeregt, das wir nicht wussten wir uns verhalten sollten (typisch deutsch) und freuten uns innerlich sehr.

Wir hatten aber keine Zeit jetzt einen drauf zu Trinken, sonder wir müssen unser Buggy in die Koffer packen weil wir morgen wieder nachhause fliegen. Sofort ging es an das auseinanderbauen und einpacken der Teile. Wir waren ein großartiges Team.

Stefan und Max bauten den Buggy auseinander. Steffi und Yvonne packten die Teile in Luftpolsterfolie ein. In der Zeit des Zerlegens beobachteten uns viele Leute. Vier Stunden später haben wir alles zusammengepackt und auf Terry´s riesigen Pickup verladen. Nun geht es zur Award Zeremonie. Haare schick gemacht noch einmal geschaut ob alles am richtigen Platz sitzt, das die Sponsoren gesehen werden. Dann werden wir zu unseren Plätzen geführt.

Nach dem alle Moonbuggy Teams geehrt wurden, gibt es die Awards für die ersten drei High School und University Teams. Es war einen großartige Veranstaltung und die Puerto Ricaner hatten eine Fan Meile mit. Die haben richtig Stimmung gemacht. Dachdem wir zwei Stunden am Stück hintereinander geklatscht haben, sind wir hungrig geworden. Zur Feier des Tages sind wir in ein Restaurant gefahren, in dem es Buffet gab. Hier haben wir uns alle richtig vollgegessen.

Abends haben wir noch unsere Koffer gepackt und Rundmails geschrieben, das wir Weltmeister geworden sind. Nach der großen Aufregung und den Strapazen vom Tag waren alle sehr müde. Schnell kehrte Ruhe im Haus von Handricks ein, außer Steffi und Stefan die sich noch viel zu erzählen hatten.

Am nächsten morgen ging alles sehr schnell. Nach dem Frühstück sind wir sofort mit dem Auto zum Flughafen losgefahren. Beim Check-In waren unsere Koffer zu schwer. Also mussten wir noch einige Teile herausnehmen. Diese gaben wir Yvonne.

Nach dem Stress ist, glaub ich, bei dem ein oder anderen von uns das Wort „Danke" verloren gegangen. Deshalb möchte ich jedem Danken der uns unterstützt hat. Sei es die Gastfreundlichkeit von den Handricks gewesen, von Terry der sich um uns gekümmert hat als ob wir seine eigene Familie wären aber auch die Materialien, Arbeit an den Maschinen, am Differenzialgetriebe, der Sandstrahlerei, der Pulverfarbgebung, Aufbereitung unserer Räder und Geldspenden, welche es alle zusammen überhaupt erst möglich gemacht haben, das es ein Moonbuggy gibt.

Ein „Danke" an die, die uns erst so richtig mit Interviews für TV oder Zeitungen „berühmt" und damit sichtbar gemacht haben. Niemand würde uns heute ernst nehmen.

Der größte Dank geht aber an Ralf und Yvonne. Ralf, dem wir es mit seiner Unbestechlichkeit, Durchhaltevermögen, Enthusiasmus und kontinuierlichem Antrieb zu verdanken haben, das wir es so weit geschafft haben. Yvonne, die uns immer motiviert hat und überall dabei war. Die das kleine Baby Tara, die in 16 Jahren die nächste Pilotin vom Moonbuggy sein wird und uns den ganzen Tag mit ihrem Lachen ausgeglichen hat, und uns versorgte.

Ohne Euch alle, auch die zu Hause nachts das Team über den TV angefeuert haben oder jeden Tag unsere Reporte gelesen und Kommentare geschrieben haben, wären wir niemals Moonbuggy Weltmeister geworden. Wir hatten die eine entscheidende Sekunde voraus! Deshalb geht ein großer Dank an Euch alle.


Fotos: http://www.flickr.com/photos/spaceeducation/sets/72157623711899421/

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