Samstag, 10. April 2010

Moonbuggy Race - Erster Tag

Stephanie Fleischer
Moonbuggy Team 2010
www.spaceeducation.de


Huntsville, 09. April 2010

Fotos: http://www.flickr.com/photos/spaceeducation/sets/72157623691264205/

Ich stehe halb fünf auf um zu duschen, wecke danach die Jungs und Lauren. Wir begeben uns alle in die Küche um eine Kleinigkeit zu frühstücken. Wir sind so aufgeregt, dass wir gar nicht so viel essen können wie wir wollen. Kurz nach sechs geht es dann los. Im Auto telefoniert Ralf noch mit einigen Leuten aus Deutschland. Die Handwerkskammer beispielsweise hat für Radio Leipzig ein Interview gegeben, da niemand aus unserem Team im Lande ist. Einige Lehrlinge und Meister aus dem Berufs- und Technologie Zentrum können auch nicht glauben, dass wir einfach so mit 80 km/h einen Berg in Huntsville hinunter gefahren sind und ich bin wieder so aufgeregt, dass ich die ganze Zeit rede.


Wir kommen am Space & Rocket Center an und die Aufregung im Team und die Seriösität des Wettkampfes steigt, als wir die anderen Teams mit ihren Trailern und Moonbuggies begutachten. Auch die frischen Temperaturen bereiten mir Gänsehaut. Wir müssen den Lenker noch reparieren. So gehen wir in das Pit- Tent um den Fehler zu beheben, wo andere Teams schon warten, um ihre Buggy zu schweißen. Ralf macht zwei ganz kleine Schweißpunkte und sagt: „Fertig".

Nun begeben wir uns zu unserem Zelt, wo wir uns aufwärmen. Die Aufregung steigt an und das macht sich bei mir bemerkbar. Ich kann nicht ruhig sitzen und rede die ganze Zeit. Nun ist es so weit. Ein letzter Blick auf die Uhr sagt mir, dass es kurz nach acht ist, während uns ein Herr der Organisation abholt.

Zuerst empfangen uns die Prüfer, welche uns sagten, dass wir das Moonbuggy zusammenfalten sollen, um es auf die Waage zu stellen. Unser Fahrzeug wiegt 179 Pounds, das sind ca. 90 Kilogramm. Danach tragen wir es sechs Meter weit. Danach wird es in den Würfel gepackt, welcher vier Feet ( 1,21 m) Kantenlänge misst. Es passt locker rein und die Prüfer staunen mit einem: „Good job!"

So, nun müssen wir es so schnell wie möglich zusammenfalten. Wir haben das nur zwei mal geübt und haben immer 8- 10 Sekunden gebraucht. Die Huntsviller waren mit 5 Sekunden in ihrer Übungsphase schneller dran. Wir konzentrieren uns und atmen nochmal tief durch. Alles um uns nehmen wir nicht mehr war, nur noch das „Ready, Set, GO!". Es läuft alles überraschenderweise gut und schnell. Wir heben unsere Hände gleichzeitig hoch und die Zeit wird gestoppt. Die Zeit steht für einen Moment still und der Schiedsrichter gibt die Zeit bekannt: 6,2 Sekunden. Das ist ein German Team Rekord. Die schnellste Zeit in der ein deutsches Moonbuggy jemals auseinander gefaltet wurde beträgt 6,6 Sekunden (im Training, nicht auf dem Kurs)!

Wir haben gar nicht mehr Zeit uns zu freuen. Wir werden gleich zum Ziel geführt, wo die NASA-Pressechefin Angela Storey mit einem Mikrofon und einer Kamera hinter ihrem Rücken auf uns wartet. Sie stellt uns ein paar Fragen zum Moonbuggy, welche wir aufgeregt schnell beantworten. Ralf arbeitet auch noch an unserem Moonbuggy bis der Schiedsrichter „Auf die Plätze, fertig, los!" ruft. Wir geben Gas im kleinsten Gang, doch unsere Räder drehen ein bisschen durch, sodass wir ein bisschen Zeit verlieren.

die ersten Hindernisse fliegen wir und die Kurven meistert Stefan mit Bravour. Im Mond Krater werden wir ein bisschen langsamer, um nicht aus der Strecke zu fliegen. Im letzten Part sind wir auch nicht mehr so schnell, weil es ein bisschen bergauf geht und wir durch den Sandhaufen viel Geschwindigkeit verlieren. Aber wir bestehen den Parcours ohne Strafminuten, d.h. wir kommen nicht von der Strecke ab oder nehmen Heuballen oder Hütchen mit, welche während dem Rennen gleichmäßig auf der Strecke verteilt sind. Herr Hedrick, welcher uns in sein Haus aufgenommen hat, feuert uns besonders am Ziel an und schreit, dass wir doch die Hupe betätigen sollen, weil wir die einzige Gruppe mit einer Hupe am Moonbuggy sind. So fährt Stefan dröhnend durchs Ziel. Geschafft!

Außer Puste bleiben wir erst einmal in unserem Buggy sitzen und die Reporterin ist gleich zur Stelle, um uns wieder ein paar fragen zu stellen. Ich denke an unsere Strecke im Schnelldurchlauf und denke, dass wir an der ein oder anderen Stellen hätten schneller fahren können. Stefan ist außer Atem, er kann nicht richtig auf die Fragen antworten, welche ihm die Reporterin stellt. Dann kommt sie zu mir und stellt mir auch einige Fragen. Doch alles was ich in dem Moment sagen kann ist, dass ich außer Puste bin.

Stefan und ich verlassen das Moonbuggy und gesellen uns zu unserer Gruppe, welche schon Wasser bereit hält. Hinzu kommt noch ein Schiedsrichter, welcher uns unsere Zeit mitteilt: 3:31 Minuten. Es ist okay für uns, da der Streckenrekord ein wenig mehr als drei Minuten beträgt. Wir sind zufrieden, bis jemand kommt und uns mitteilt, dass wir auf dem ersten Platz sind, noch vor dem Center of Techology, welche letztes Jahr die schnellste Zeit gefahren sind. Wir weinen fast vor Freunde. Fassungslos fallen wir uns irgendwie alle in die Arme und können es nicht glauben.
Danach geht es zum Zelt, wo wir dann immer noch total aufgewühlt über unsere Fahrt sprechen und auf alle möglichen Fragen unseres Teams eingehen. Das Moonbuggy, welches die Fahrt ohne Probleme überstanden hat, wird auch nochmal überprüft, ohne Fehlerbefund.

Unser Puls ist auch wieder auf einem humanen Level und so begeben wir uns zu anderen Teams, um sie kennen zu lernen und ihre Moonbuggies anzusehen. Keines gleicht dem anderen und jeder mit dem wir sprechen ist offen und sehr, sehr freundlich. Einige Sprechen mich sogar mitten auf dem Space & Rocket Center an, ob ich nicht Steffi wäre und dass sie mich am Ostersonntag im Fernsehen mit dem Wetterfrosch von Channel 31 gesehen haben oder dass sie meine Reports, welche ich hauptsächlich auf Englisch und Spanisch schreibe, gelesen haben, oder sie mein Foto auf der Frontpage von Nasa gesehen haben. Ich werde jedes mal rot und kann es nicht glauben, welche Spuren ich bei meinem ersten Aufenthalt in Amerika hinterlassen werde.



Es ist ein langer und heißer Tag. Ich bin froh, dass wir unser Rennen am Morgen hatten, als es noch schön kühl war. Unsere Gruppe macht sich auf und schaut sich noch einmal den Space & Rocket Park an. Wir fahren in einer Zentrifuge, haben Death Vader gesehen und natürlich andere Moonbuggyteams, welche wir in unser Herz geschlossen haben, angefeuert.

Am Nachmittag sitzen wir in der Caferaria, wo wir uns mit ein paar internationalen Teams treffen, um eine Moonbuggy- Tour in Europa zu starten. Wir möchten mit vielen Moonbuggyteams und verschiedenen Schulen zusammenarbeiten, um andere von dem Spirit hier zu begeistern. Diese sind natürlich wichtig, da unsere Konstruktionen vielleicht schon bald Vorlage für ein Marsbuggy sein könnte. Das Team von Puerto Rico, welche viele Schulen involvieren zeigte sich neben Kanada und Indien sehr interessiert. Also werden sich die internationalen Teams wohl möglich schon in diesem Jahr zusammensetzen oder sogar ein Rennen veranstalten. Ralf lädt nach Leipzig ein und das kommt an.

Fotos: http://www.flickr.com/photos/spaceeducation/sets/72157623691264205/

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