Montag, 5. April 2010

Die Reise beginnt

Stefan Martini
Mission 3, Moonbuggy 2010
www.spaceeducation.de

Huntsville, 3. April 2010

Fotos: http://www.flickr.com/photos/spaceeducation/sets/72157623767099072/

Mit vollgetanktem Auto geht es los in Richtung Westen. Ich versuche die ganze Fahrt über zu schlafen, doch habe ich irgendwie ein Problem damit im Auto zu schlafen. Somit übernehme ich nachdem Ralf und Yvonne gefahren sind auch das Steuer. Es ist zugegebener Weise meine erste Fahrt mit Anhänger und das unter Zeitdruck. Denn eigentlich haben wir für die ca. 500 km nur viereinhalb Stunden Zeit. Mit einem Anhänger darf man jedoch nur maximal 100 km/h fahren. Eineinhalb Stunden vor dem Abflug kommen wir dann am Flughafen an. Eigentlich war es dann doch gar nicht so schwer.

In der Abflughalle wartet schon Ivan Terekhov auf uns. Er hat gerade seinen Masterabschluss am MAI (Moskauer Luft- und Raumfahrt Institute) gemacht und ist nun Ingenieur bei Suchoi, einer Firma die Kampfjets herstellt. Er begleitet uns in der nächsten Woche und wird uns auch beim Aufbau und Rennen zur Seite stehen. Gleich nachdem wir aussteigen geht es sofort zum Check in. Während Ralf das Auto im Parkhaus abstellt, beantworten wir bereits die obligatorischen Fragen zum Inhalt der Koffer und zum Reiseziel. Damit erfahren wir dann auch, dass unser Flugzeug erst zwei Stunden später abfliegen wird. Also war die Ganze Hektik umsonst.

Immerhin haben wir nun genug Zeit für den Zoll, der unser Sondergepäck mit der Telemetrie noch mal gründlich überprüfen lässt, damit auch ja nichts illegales ins Flugzeug gelangen kann. Zudem können wir noch ein kleines Frühstück genießen, bevor es dann um 11:30 Uhr endlich mit dem Flieger in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten geht, welche wir hoffentlich beim Rennen realisieren können.

Der Flug vergeht recht schnell, vorbei an England, Island und Grönland geht es schließlich nach über Halifax nach Amerika. Ich versuche zeitweise zu schlafen. Doch will es mir auch hier nicht wirklich gelingen. Erst nach dem 2. Film finde ich genug Ruhe um zwei Stunden zu schlafen. Als wir in Atlanta ankommen herrscht Rushhour auf dem Flughafen. Parallel zu uns landet ein weiteres Flugzeug auf der benachbarten Landebahn. Auf den Taxi-Ways stehen die Flugzeuge Schlange und warten auf ein OK vom Tower, damit sie abheben können.

Wir sind zwar verspätet angekommen, aber der Anschlussflug lässt es zu, dass wir ihn trotzdem erreichen können. Aus dem Flugzeug geht es dann direkt zur Passkontrolle und von dort aus gleich zum Gepäckband. Unsere Koffer müssen wir persönlich von dort abholen und zu einem anderen Gepäckband bringen welches es dann hoffentlich in das richtige Flugzeug einsortiert.

Der Flug nach Huntsville ist sehr kurz. Kaum haben wir unsere Reiseflughöhe erreicht geht der Pilot schon wieder in den Sinkflug über. Im Vergleich zum vorherigen Flug ein Katzensprung. Aus der Luft sieht immer noch alles aus wie vor 3 Jahren. Im Zentrum stehen auf engem Raum die Wolkenkratzer und drum herum streuen sich ausgedehnte Vorort-Siedlungen wie man sie aus US TV Serien kennt. Durch das kleinere Flugzeug merkt man deutlich die Turbulenzen in gewissen Höhen. Trotzdem ist die Landung ähnlich sanft wie die in Atlanta.

Nachdem wir das Handgepäck zurück haben geht es gleich weiter zum Gepäckband mit den Moonbuggy Koffern. Doch stehen wir bis das Band stehen geblieben ist. Es sind nur zwei der sieben aufgegebenen Gepäckstücke da. Komischerweise ist eines davon das Sondergepäckstück. Alle anderen, so erfahren wir während Ralf das Mietauto holt, kommen mit der späteren Maschine. Uns wird zugesagt, dass die Koffer dann bis morgen 10 Uhr an der gewünschten Adresse sind.

Terry Wall, ein Ingenieur im Marshall Spaceflight Center, wartet bereits vor dem Ausgang. Er ist ein äußerst netter und herzlicher Amerikaner und wollte uns freundlicher Weise eigentlich dabei helfen alle Koffer zum Haus der Familie Headrick zu fahren. Das ist eine US-Familie. Herr Headrick ist Boss bei Boeing Huntvsille und man heißt uns gern willkommen. Dort haben wir vor unseren Buggy wieder aufzubauen. Terry hat einen für deutsche Verhältnisse riesigen Pickup, dessen Auspuff ohne Übertreibung dicker ist als so manches Ofenrohr. Steffi, Ivan und ich nutzen die Chance und fahren im Truck mit zum Haus der Headricks, die ich genauso wie Terry bereits aus dem 1. Moonbuggyjahr 2007 kenne.

Das Haus der Familie Headrick ist auf einem Hügel (für Alabama ein Berg) gelegen mit einer einzigartigen Aussicht von der Terrasse des Hauses ins Dixieland-Tal. Allgemein ist das Haus sehr luxuriös aber trotzdem äußerst wohnlich eingerichtet. Das Highlight ist jedoch nicht die Terrasse sondern das hauseigene Kino im Keller. Zu unserer Überraschung haben die Hattricks damit gerechnet, dass wir unsere Nächte in ihrem Haus verbringen werden und schon einige Matratzen bereit gestellt. Ihre Nichte Lauren aus Birmingham/Alabama ist 16 und will als Teammitglied zu uns stoßen

Nachdem wir die für uns neue Situation besprochen haben, kommen wir zudem Schluss, dass wir die nächsten Tage in denen wir die meiste Zeit in der Stadt verbringen werden im Hotel schlafen werden. An den darauf folgenden Tagen werden wir dann das Angebot nutzten und im Haus der Hattricks übernachten um so Zeit und auch Weg zu sparen. Des weiteren beschließen wir die Koffer zusammen mit Terry noch gleich persönlich vom Flughafen abzuholen.

Dort angekommen erfahren wir, dass gerade jemand mit den Koffern auf dem Weg zu uns war, jedoch kein Haus mit der angegebenen Adresse finden konnte. Amerika ist groß. Als dieser dann wieder zurück kommt bringt Terry die Koffer mit seinem Truck zu Headricks Haus.

Noch bevor wir uns in unser Hotel zurück ziehen, lassen wir den Abend zusammen mit Terry bei einem frisch zubereiteten Subway Sandwich ausklingen. Um dann erschöpft nach einem 45 Stunden Tag mit einem 2 stündigen Nickerchen ins Bett fallen zu können und sofort einzuschlafen.

Fotos:
http://www.flickr.com/photos/spaceeducation/sets/72157623767099072/

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