Dienstag, 20. April 2010

Der Sicherheitstag

Bild: Abschied bei Freunden und Partnern am Abend des 14.4.2010 in Huntsville

v.l.n.r.: Vernon und Kay Headrick, NASA-Fotograf Douglas Stoffer, Moderatorin Lori, Yvonne mit Tara, MSFC-Pressesprecherin Angela Storey, Terry Wall mit Frau, Ralf Heckel

von Ralf Heckel
International Space Education Institute
www.spacepass.de

16. April 2010

Fotos von der Abschlussfeier in Huntsville am Abend des 14.4.2010:
http://www.flickr.com/photos/spaceeducation/sets/72157623857717308/

Die letzten 3 zusätzlichen Tage in Huntsville waren bitternötig. Das Schulprogramm der drei deutschen Teilnehmer erlaubte den Sicherheitstag nach dem letzten Renntag nicht. Dieser Sonntag dient zum gesundheitlichen Ausgleich vor dem anstrengenden Rückflug über dem Atlantik. Alle Teammitglieder standen in den letzten Monaten unter Hochspannung. Im ersten Teilnahmejahr des Moonbuggyrennens fielen alle Teilnehmer deshalb nach der Rückkehr um einige Tage aus. Sie brauchen vor allem Schlaf und Ruhe. Darüber hinaus müssen Gepäck und Moonbuggy wieder reisefertig gemacht werden. Seitdem haben wir diesen Sicherheitstag zum Bestandteil des Reiseprogramms gemacht. Er beinhaltet 16 Stunden Ruhe und Entspannung als wichtiger Bestandteil des Grundwertes „Sicherheit".

Im Vorfeld der Abreise aber konnten wir dann dennoch diesen einen Tag gegenüber den Forderungen der Schule und Eltern nicht durchbekommen. Es wurde von uns verlangt, dass am Sonntag direkt nach dem Wettbewerb zurück zu fliegen ist. Die folgenden Ereignisse zeigen uns, dass dies ein Fehler war und dieser Sicherheitstag in Zukunft zur unumstößlichen Mitreisebedingung zu machen ist, der nötigenfalls sogar unter ärztlicher Auflage liegt. Im anderen Fall müssen wir die Mitreise des Teilnehmers aus Sicherheitsgründen ablehnen.

Um den Schülern ein in den gegebenen Grenzen maximales Maß von Erholung zu ermöglichen, haben wir unseren Aufenthalt (Begleitpersonen) in Huntsville vorausschauend um 3 ehrenamtliche Tage länger angesetzt. So besteht kein Zugzwang das aufwendige Moonbuggy-Gepäck sofort reisefertig zu bekommen. Auch haben wir die Schüler von der Pflicht des Schreibens ihrer Berichte vom zweiten Renntag um 4 Tage befreit. Diese Berichte sind nun unumkehrbar von neuen Ereignissen überlagert und nicht mehr für die Aufgabe der unbeeinflussten Spiegelung des Geschehens brauchbar. Bisher traf noch kein Bericht ein und das stellt ein Nichterreichen des Missionszieles in einem wichtigen Punkt dar. Die damit teuer freigemachte Zeit reichte also nicht.

Yvonne und ich haben die darauf folgenden 3 Tage damit verbracht, die Aufgaben der Schüler zu ersetzen und unsere Aufgaben als Leiter der teilnehmenden Schule wahrzunehmen. Diese bestanden hauptsächlich aus dem Einsammeln der Belege aus der Presse, wichtigen Terminen, dem Packen und Auswiegen der Koffer, dem zurückbringen verschiedener Werkzeuge und dem Umgehen mit der neuen Situation als „Winning Team". Es verblieben uns lediglich 8 Stunden für den geplanten „Slow down" (Herunterfahren der persönlichen Aktivitäten vor Abflug).

Als „Winning Team" wurden wir auch plötzlich mit neuen und uneinkalkulierten Aufgaben konfrontiert. So ist der riesige Award eine Herausforderung für einen internationalen Flug. Da das Moonbuggy alle Kapazitäten besetzt, ist weder Gewicht noch Raum für eine 11x11x11 Zoll große Box. Die Alternative Fed-Ex wurde uns vom Space Camp empfohlen, ergab sich aber als Budgetfinte. Der Transport nach Deutschland soll 230$ kosten – undenkbar. Als Zusatzgepäck mit dem Flugzeug will Delta Airlines 200$ haben. Das ist ebenso utopisch.

Also sortieren wir Teile des Moonbuggys aus, welche wir in Deutschland doppelt haben. Diese lagern wir bei unseren Freuden ein und schaffen somit Platz für den Award. Da diese Vorgehensweise im Grunde eine Verletzung der Auflagen des Veranstalters ist (alle Moonbuggys müssen komplett zurück transportiert werden), aber ein Zurücklassen des Awards auch nicht im Sinne des Veranstalters ist (es nimmt den Schülern den Stolz und Glauben an ihre Zukunft), muss in Zukunft für solche Fälle gemeinsam mit dem Veranstalter nach machbaren Lösungen gesucht werden. Ein internationales Team als Gewinner ist neu und das zieht immer auch Neues nach sich.

Des weiteren ist da der Preis für den 1. Platz. Er hat einen Wert von etwa 6000 Dollar. Es ist eine Einladung für 6 Personen in das Space Camp nach Huntsville. Nicht bedacht hat der Veranstalter, dass diese Einladung die Schüler zur Ausgabe einer weiteren Summe von etwa 800 Euro für Überflug und in Ivan´s Falle für das Visa zwingt. Das ist so nicht hinnehmbar und muss umgewandelt werden, um zu vermeiden, dass die Schüler und Eltern in ein tiefes Burn Out fallen und ggf. Gram gegen den Veranstalter oder gar uns hegen.

(Bemerkung eines deutschen Lehrers: „So ist das bei TSA auch, der angebliche Preis ist meist ein Jahr an einer Highschool und hat einen Wert von ... $, den kann aber keiner nutzen ...)

Ich lasse es vorsichtig bereits nach der Award-Zeremonie anklingen und lege in der verbleibenden Zeit per Email noch einmal nach. Ich versuche klar zu machen, dass am folgenden Montag in unserem Land eine Pressekonferenz stattfinden soll und bis dahin eine machbare Lösung her muss. Weder die Veranstalter noch der Leiter des Space Camp beantworten bis zu meiner Abreise diese Frage. Wohl ist man auch überrascht.

Also müssen wir uns in Deutschland mit den Partnern und Sponsoren darum kümmern und weitere internationale Teams auf erkannte Stolpersteine vorbereiten. Tun wir es nicht, könnte die Zahl der internationalen Teilnehmer schnell abnehmen. Ich habe Ideen aber keine Ahnung, ob die anvisierten Partner da mitmachen.

Am Mittwoch morgen heißt es nach fast rastlosem Engagement „Abschied nehmen", bis eine neue Nachricht alle Pläne langsam umzustellen beginnt.

Fotos von der Abschlussfeier in Huntsville am Abend des 14.4.2010:
http://www.flickr.com/photos/spaceeducation/sets/72157623857717308/

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