Freitag, 18. Juni 2010

ILA 2010 - Ich war mit dabei

Max Frank
Moonbuggy Team 2010
www.spaceeducation.de

Fotos: http://www.flickr.com/photos/spaceeducation/sets/72157624250406900/

Leipzig, 11.Juni 2010


Nach einem anstrengenden Schultag lud mich mein Vater zum 3. Firmenlauf in die Leipziger Arena ein. Bei diesem Lauf traten 3200 Menschen gegeneinander an. Zu schaffen war es, eine Strecke von 5 km zu laufen und diese so schnell wie möglich. Im voraus suchte ich mir eine gute Startposition. Nach dem Startsignal düsten wir los. Die ersten 2 km waren schnell weg, doch auf den letzten 3 km hatte ich wirklich zu kämpfen. Nach einer Weile kochten auf einmal meine Füße, als ob ich auf Lava laufen würde. Es waren 28°C, aber die waren nicht so heiß. Dann bekam ich Seitenstechen vom laufen, weil ich das nicht gewohnt bin. Ich sitze sonst immer auf dem Rad und da habe ich eine andere Atemtechnik. Auch brannten meine Schenkel, weil sie diese Art von Belastung schon lange nicht mehr mitgemacht haben. Qualvoll rettete ich mich ins Ziel. Meine Zeit lag bei 19:58 Minuten. Das ist nicht schlecht gewesen, dafür dass ich das letzte Mal vor 4 Monaten Ausdauerrennen trainiert habe.

Nach dieser Veranstaltung fuhr ich nachhause. Ich duschte mich schnell und packte die Sachen für die Fahrt. Abends um 21:15 Uhr fuhr ich mit meinem Rad zum Ralf los. Ralf war noch nicht da. Er hatte im Space Hotel viel zu tun gehabt. Ivonne verpflegte mich erst einmal mit einem Baguette. Ich hatte Riesenhunger gehabt, nach dem 5 km Lauf. Bis jetzt hatte ich noch nichts gegessen. Ivonne packte noch die notwendigsten Sachen für uns beide ein. Nach dem ich das leckere Baguette gegessen hatte, schleppten Ivonne und ich die Sachen runter, um Zeit zu sparen. Genau in diesem Augenblick kam Ralf mit dem Auto. Wir packten alles ein. Zum Schluss hängte ich noch den Anhänger ans Auto und nun kann es endlich losgehen.

Spät abends gegen 22:30 Uhr holten wir das Moonbuggy vom BTZ ab. Nun waren wir alle 3 vollständig (Ralf, Max, Ganymed). Die Reise mit dem Auto kann beginnen, nach Berlin zur ILA. Wir waren alle beide sehr müde geworden, während der Autofahrt. Nach 2 Stunden Fahrt brachen wir die Strecke bis nach Berlin ab und Ralf lud mich auf ein wildes Abenteuer in der Natur ein, von dem ich noch nichts wusste. Wir fuhren von der Autobahn herunter und gleich danach in ein Waldstück hinein. Bis dahin wusste ich nicht so richtig, was Ralf dort wollte. Doch nachdem er ausstieg und das Zelt zum schlafen aufbaute, wurde es mir schon ein bisschen unheimlich. Davor haben uns riesige Augen angeschaut (Rehe), die es dort in hoher Anzahl gab. Ich ließ mich vom Ralf überreden, nicht im Auto zu schlafen, sondern mit raus zu kommen. Nachdem wir das Zelt aufgebaut und befestigt hatten, kamen die Matratzen und die Schlafsäcke rein. Das sah gemütlich aus. Als ich auf dem Ohr lag war ich auch schon eingeschlafen. Am nächst Morgen weckte mich der prasselnde Regen auf, der auf unser Zelt fiel. Nach einigen Einschlafversuchen, gab ich es auf. Ralf war jetzt auch schon munter, so dass wir aufstehen konnten. Nachdem wir das Zelt zusammen gepackt hatten, machten wir uns weiter auf den Weg zur ILA. Unterwegs hielten wir noch einmal kurz an einer Autobahnraststelle an, um uns die Zähne zu putzen und uns zu waschen. Ralf holte sich noch ein Kaffee und schon ging es endlich mit dem Endspurt und voller Spannung zur ILA 2010.



Als wir dort ankamen, war das blanke Chaos los. Nachdem wir uns dort mit einigen Umwegen durchgeschleust hatten, brauchten wir nun einen Parkplatz. Das war keine leichte Aufgabe, doch wir haben es geschafft und das sogar 100m vom Eingang entfernt. Ordentlich eingeparkt, machten wir uns sofort an die Arbeit, den Buggy aus dem Anhänger herauszuholen und aufzubauen. Nachdem alles getan war, durfte ich nun in meinen Raumanzug steigen. Es sind jetzt schon früh 25°C und es wird noch heißer, vor allem im Anzug. Da stand mir was bevor.



Auf dem ILA Gelände drehte ich meine ersten Runden allein, da Ralf sich noch einen Presseausweis besorgen musste. Schnell zog ich alle Blicke auf das Moonbuggy. Einige fotografierten es. Ein Mann kam auf mich zu und fragte wie teuer das Buggy sei. Ich war gar nicht auf die Frage gewappnet und sagte, nichts. Dann sagte ich, es sei unverkäuflich. Nachdem Ralf wieder kam, führte er mich zuerst zum Carrier Center, wo ich mit dem Buggy hineinfahren wollte. Doch sie haben mich nicht hineingelassen. Das habe ich nicht verstanden. Die Luft und Raumfahrt sucht neue junge Leute, die daran interessiert sind. Doch Sie versperrten uns den Weg. Dann sollten sie sich nicht wundern, wenn sie keinen neuen Zuwachs bekommen. Sie sollten uns herzlich willkommen heißen. Später führte mich Ralf über das Gelände. Danach in die Halle 8a hinein, wo Freunde vom Ralf auf uns warteten. Als wir an dem Stand „RC" ankamen, machte mich Ralf mit den Leuten bekannt, die mein Team und mich auf die Titelseite der neusten Zeitschrift von „RC" gebracht hatten. Nun war ich aufgeregt. Endlich ging unsere Tour los. Doch mussten wir noch kurz unser Ganymed durchchecken, damit auch alles funktionierte. Ralf holte uns während dessen ein Eis, in der Zeit, als ich nach Fehlern suchte.

Nun ging es endlich zu den großen Flugzeugen. Ich war erstaunt, was da auf mich zukam. Immer wieder Stand ich alleine mal da, weil Ralf wichtige Gespräche führte. Da kam auf einmal der Leiter vom „von Braun Research Hall" auf mich zu. Ich habe ihn in Huntsville kennen gelernt. Er stellte mir eine Person vor, die ihn begleitete. Später sagte mir Ralf, dass es der Chef von der NASA gewesen war, Michael Griffin (http://www.nasa.gov/about/highlights/griffin_bio.html). „Wau", da war ich erst einmal richtig baff. Jemanden so Berühmtes kennen zu lernen.



Jedes Land hatte seine eigene Halle. Diese waren mit Ständen bestückt. Beim ersten Mal hatte ich mich nicht so richtig getraut mit dem Moonbuggy hineinzufahren, doch mit der Zeit empfand ich es nicht mehr so schlimm. Wir besuchten einige Stände an denen Ralf interessiert war. Schnell bildeten sich kleine Trauben um unser Moonbuggy und Gespräche entstanden. Wenn wir einmal festhingen, dann ging unter einer halben Stunde nichts. Die meisten Leute waren interessiert, mal mit so einem Buggy durch die Hallen von der ILA zu fahren. Alle waren so begeistert davon, dass sie lieber sitzen geblieben wären. Neue Kontakte konnten wir z.B.: am „Sachsen" Stand machen. Alle waren begeistert und fasziniert von diesem kleinen neuen Wunderwerk der Technik.



Draußen vor den Hallen waren die riesigen Flugzeuge und Helikopter ausgestellt. Wir drehten ein paar Runden. Unterwegs lief uns Ulf Merbold über den Weg. Er war selber schon mehrmals als Astronaut an Missionen beteiligt. Schnell überredeten wir ihn auf ein Foto und dann eroberten wir uns schon die nächste Halle.



Unterwegs sammelte ich kleine Sticker, die ich mir an die Brust pinnen konnte. Nach 6 Stunden war die Show für uns dort vorbei. Ralf musste immer wieder Telefonate führen mit dem Space Hotel, wo zwei neue Fachkräfte auf das Hotel aufpassten. Es gab leichte Schwierigkeiten und damit nichts schief geht, hat sich Ralf entschieden hier abzubrechen. Es war nicht so schlimm. Wir hatten in der Zeit alle Hallen geschafft, wichtige neue Kontakte geknüpft und ich war auch schon sehr fertig und noch kaum leistungsfähig. Ich versuchte zu lächeln und immer einen freundlichen Eindruck zu machen. Das aber hinten raus immer schwieriger für mich wurde. Als wir zum Auto zurückkehrten flog gerade der Eurofighter durch die Lüfte. Das war noch einmal ein Riesen-Highlight für mich. Einfach nur gigantisch.

Auf den Heimweg nach Leipzig ließ mich Ralf 40 km vor Leipzig auf der Autobahn raus. Ich hatte mit meinem Trainer geklärt, dass ich an diesem Tag noch eine Trainingseinheit fahren kann. In Höhe Brehna auf der A9 ließ mich Ralf dann raus. Mitten an einem Autobahnkreuz. Um erst einmal von der Autobahn herunterzukommen, kletterte ich eine Autobahnbrücke hinauf. Überquerte eine ganze Autobahnstrecke und fuhr auf eine nebenliegende Dorfstraße. Von Brehna fuhr ich über Delitzsch nach Rackwitz. Von Rackwitz in Richtung neue Messe und dann zum Ralf ins Hotel. Ich habe mich nur mal kurz bei ihm gemeldet und bin dann gleich wieder weiter gefahren bis nach Hause. Diese Strecke war ca. 50km lang und ich hatte sie in 1:45 h bewältigt. Zuhause angekommen, war ich völlig ausgelaugt und fertig.



Das war ein sehr anstrengender aber auch spannender Tag der mit tausenden von Überraschungen gefüllt war. Schade fand ich, dass sie uns am Anfang im „Carrier Center" mit einem Hinausschmiss begrüßt haben. Für mich wäre es bestimmt sehr interessant gewesen. Vielleicht hätte ich auch die eine oder andere neue Freundschaft mit anderen Jungs schließen können, für unser Moonbuggy Projekt.

Donnerstag, 3. Juni 2010

Perechod na Mars - Auf zum Mars!

von Ralf Heckel
International Space Education Institute
www.spaceeducation.de
http://mars500.imbp.ru

Moskau, 3. Juni 2010

Endlich! Heute ist es soweit. Über Moskau scheint die Sonne. Die Luken schließen mit einem leicht schmatzenden Geräusch. Blitzlichtgewitter geht auf alles nieder. Die Lebenserhaltungssysteme fahren für die nächsten 520 Tage surrend hoch. Eine 6-köpfige internationale Besatzung macht sich bereit für das Einschwenken in die Umlaufbahn, um dann an den riesigen Antriebsblock mit den noch größeren Solarsegeln anzudocken. Grollend beschleunigen die Feststoffbooster. Allmählich greifen die elektrischen Triebwerke mit einem stechenden Lichtbogen und beschleunigen die Crew auf eine noch nie von einem Menschen geflogene Geschwindigkeit von 14 km/sek. Es ist der Einschuss in einen Kurs zum Mars. Für die nächsten 240 Tage beginnt nun ein Alltag in der Schwerelosigkeit während die Heimat zum kleinen blauen Abendstern in der Heckscheibe schrumpft. Nur drei Astronauten wird es vorbehalten sein einen Satz zu sagen, der in das neue Jahrtausend eingeht. Vielleicht ist es dieser:

„Wir sind die ersten die den Mars betreten, und wir werden nicht die letzten sein."

Science-Fiction? Nein! Das ist die Realität der Wissenschaft heute. Ich befinde mich im Institut für Biomediznische Probleme (IMBP) in Moskau und verabschiede mich von Freunden. Sie werden den ersten simulierten Flug zum Mars machen. Alles ist echt, sogar das Innere des Raumschiffes. Es bleibt lediglich auf der selben Stelle stehen. Heute beginnt die Menschheit mit „großen Schritten" einen Jahrtausend-Traum zu verwirklichen. Diese Luke heute und hier ist ein Stargate in die Zukunft. Voller Erwartung schaue ich nun auf das Ergebnis unseres mit über 1000 Einzelstücken eingebrachten Experimentes. In 520 Tagen werden wir das Resultat erfahren.

Ich möchte diesen feierlichen Tag als Anlass nehmen, von den atemberaubenden Vorbereitungen für dieses Experiment in den nächsten Monaten zu berichten. Ich bin wohl der einzige Vertreter heute hier, der ohne einen staatlichen Anteil zusammen mit Partnern aus der Wirtschaft bei diesem „Flug zum Mars" dabei zu sein darf. Die Eintrittskarte dazu war immens teuer. Sie ist für viele unbezahlbar und kostete 5 Jahre lang: Zeit, Ideen, Engagement und eine Vision.

Ich möchte mich deshalb bei Bruno Banani, der Raumfahrtbotschafterin Yvonne, den Professoren Evgeniy Demin (IMPB), Prof. Anatoly Zotov (MAI), Prof. Vladimir Malozemov (MAI) und nicht zuletzt auch Prof. Dr. von Puttkamer (NASA) für die treue Unterstützung bedanken. Aber auch unsere visionsreichen Studenten aller Durchgänge seit 2005 haben einen nicht geringen Anteil daran. Allen voran Regina Peldszus (BA MA, Doctoral Researcher Spacecraft Habitability Design an der Kingston University London), Ivan Therekov (Ingenier bei Suchoi), Stefan Martini (Moonbuggy Pilot), Vanessa Gstettenbauer (Mission 3) und Thommy Knabe (Moonbuggy Chefkonstrukteur).

Als ich vor 5 Jahren mit deutschen Schülern zum ersten Mal dieses Modul im IMBP betrat und den Ingenieuren dort interessiert zuhörte, wäre mir nie der Gedanke gekommen, einmal an der Vorbereitung des Fluges von Menschen zum Mars maßgeblich beteiligt zu sein. Dennoch erfasste uns alle ein Virus – das Virus der Neugier mit dem Erkennen, dass man seine eigenen Grenzen ständig erweitern kann. Man muss nur den starken Willen dazu haben, dies zu tun.

Friedrich Zander (1887-1933)

Dennoch möchte ich heute einen Mann gedenken, der sein Leben für diesen Traum gab. Friedrich Zander, ein deutschstämmiger russischer Ingenieur und Raumfahrtpionier, der diesen Satz in der Überschrift prägte: „Perechod na Mars". Er schuf unter Aufopferung seiner Gesundheit jene Grundlagen mit denen heute das Marsmodul bestiegen wird: Die Erhaltung des Lebens auf interplanetaren Langzeitflügen. Er war es, der mit dem Vater der Raumfahrt, Ziolkowski, über die Machbarkeit redete. Er war es, der mit Koroljow, dem späteren Erbauer des Sputniks und der Gagarinrakete, eine erste Gruppe enthusiastischer junger Ingenieure bildete (GIRD) und den Mars viel zu früh in das Fadenkreuz nahm. Er gab seiner Tochter den Namen „Astra". Sie ist heute über 80 Jahre alt und darf die Verwirklichung dieses Traumes miterleben.

Ich habe dem Chefkonstrukteur des Marsraumschiffes heute ein Bild von meiner Tochter Cosma gegeben, stehend vor der mächtigen Saturn V-Rakete im Davidson Center in Huntsville Alabama. Er möchte es mit in das Marsraumschiff legen. Möge es der heute 3-jährigen Cosma vergönnt sein, den Traum von Astra, ihrem Vater und allen Visionären weiter zu leben und eines Tages erfüllen zu können.