Freitag, 18. Juni 2010

ILA 2010 - Ich war mit dabei

Max Frank
Moonbuggy Team 2010
www.spaceeducation.de

Fotos: http://www.flickr.com/photos/spaceeducation/sets/72157624250406900/

Leipzig, 11.Juni 2010


Nach einem anstrengenden Schultag lud mich mein Vater zum 3. Firmenlauf in die Leipziger Arena ein. Bei diesem Lauf traten 3200 Menschen gegeneinander an. Zu schaffen war es, eine Strecke von 5 km zu laufen und diese so schnell wie möglich. Im voraus suchte ich mir eine gute Startposition. Nach dem Startsignal düsten wir los. Die ersten 2 km waren schnell weg, doch auf den letzten 3 km hatte ich wirklich zu kämpfen. Nach einer Weile kochten auf einmal meine Füße, als ob ich auf Lava laufen würde. Es waren 28°C, aber die waren nicht so heiß. Dann bekam ich Seitenstechen vom laufen, weil ich das nicht gewohnt bin. Ich sitze sonst immer auf dem Rad und da habe ich eine andere Atemtechnik. Auch brannten meine Schenkel, weil sie diese Art von Belastung schon lange nicht mehr mitgemacht haben. Qualvoll rettete ich mich ins Ziel. Meine Zeit lag bei 19:58 Minuten. Das ist nicht schlecht gewesen, dafür dass ich das letzte Mal vor 4 Monaten Ausdauerrennen trainiert habe.

Nach dieser Veranstaltung fuhr ich nachhause. Ich duschte mich schnell und packte die Sachen für die Fahrt. Abends um 21:15 Uhr fuhr ich mit meinem Rad zum Ralf los. Ralf war noch nicht da. Er hatte im Space Hotel viel zu tun gehabt. Ivonne verpflegte mich erst einmal mit einem Baguette. Ich hatte Riesenhunger gehabt, nach dem 5 km Lauf. Bis jetzt hatte ich noch nichts gegessen. Ivonne packte noch die notwendigsten Sachen für uns beide ein. Nach dem ich das leckere Baguette gegessen hatte, schleppten Ivonne und ich die Sachen runter, um Zeit zu sparen. Genau in diesem Augenblick kam Ralf mit dem Auto. Wir packten alles ein. Zum Schluss hängte ich noch den Anhänger ans Auto und nun kann es endlich losgehen.

Spät abends gegen 22:30 Uhr holten wir das Moonbuggy vom BTZ ab. Nun waren wir alle 3 vollständig (Ralf, Max, Ganymed). Die Reise mit dem Auto kann beginnen, nach Berlin zur ILA. Wir waren alle beide sehr müde geworden, während der Autofahrt. Nach 2 Stunden Fahrt brachen wir die Strecke bis nach Berlin ab und Ralf lud mich auf ein wildes Abenteuer in der Natur ein, von dem ich noch nichts wusste. Wir fuhren von der Autobahn herunter und gleich danach in ein Waldstück hinein. Bis dahin wusste ich nicht so richtig, was Ralf dort wollte. Doch nachdem er ausstieg und das Zelt zum schlafen aufbaute, wurde es mir schon ein bisschen unheimlich. Davor haben uns riesige Augen angeschaut (Rehe), die es dort in hoher Anzahl gab. Ich ließ mich vom Ralf überreden, nicht im Auto zu schlafen, sondern mit raus zu kommen. Nachdem wir das Zelt aufgebaut und befestigt hatten, kamen die Matratzen und die Schlafsäcke rein. Das sah gemütlich aus. Als ich auf dem Ohr lag war ich auch schon eingeschlafen. Am nächst Morgen weckte mich der prasselnde Regen auf, der auf unser Zelt fiel. Nach einigen Einschlafversuchen, gab ich es auf. Ralf war jetzt auch schon munter, so dass wir aufstehen konnten. Nachdem wir das Zelt zusammen gepackt hatten, machten wir uns weiter auf den Weg zur ILA. Unterwegs hielten wir noch einmal kurz an einer Autobahnraststelle an, um uns die Zähne zu putzen und uns zu waschen. Ralf holte sich noch ein Kaffee und schon ging es endlich mit dem Endspurt und voller Spannung zur ILA 2010.



Als wir dort ankamen, war das blanke Chaos los. Nachdem wir uns dort mit einigen Umwegen durchgeschleust hatten, brauchten wir nun einen Parkplatz. Das war keine leichte Aufgabe, doch wir haben es geschafft und das sogar 100m vom Eingang entfernt. Ordentlich eingeparkt, machten wir uns sofort an die Arbeit, den Buggy aus dem Anhänger herauszuholen und aufzubauen. Nachdem alles getan war, durfte ich nun in meinen Raumanzug steigen. Es sind jetzt schon früh 25°C und es wird noch heißer, vor allem im Anzug. Da stand mir was bevor.



Auf dem ILA Gelände drehte ich meine ersten Runden allein, da Ralf sich noch einen Presseausweis besorgen musste. Schnell zog ich alle Blicke auf das Moonbuggy. Einige fotografierten es. Ein Mann kam auf mich zu und fragte wie teuer das Buggy sei. Ich war gar nicht auf die Frage gewappnet und sagte, nichts. Dann sagte ich, es sei unverkäuflich. Nachdem Ralf wieder kam, führte er mich zuerst zum Carrier Center, wo ich mit dem Buggy hineinfahren wollte. Doch sie haben mich nicht hineingelassen. Das habe ich nicht verstanden. Die Luft und Raumfahrt sucht neue junge Leute, die daran interessiert sind. Doch Sie versperrten uns den Weg. Dann sollten sie sich nicht wundern, wenn sie keinen neuen Zuwachs bekommen. Sie sollten uns herzlich willkommen heißen. Später führte mich Ralf über das Gelände. Danach in die Halle 8a hinein, wo Freunde vom Ralf auf uns warteten. Als wir an dem Stand „RC" ankamen, machte mich Ralf mit den Leuten bekannt, die mein Team und mich auf die Titelseite der neusten Zeitschrift von „RC" gebracht hatten. Nun war ich aufgeregt. Endlich ging unsere Tour los. Doch mussten wir noch kurz unser Ganymed durchchecken, damit auch alles funktionierte. Ralf holte uns während dessen ein Eis, in der Zeit, als ich nach Fehlern suchte.

Nun ging es endlich zu den großen Flugzeugen. Ich war erstaunt, was da auf mich zukam. Immer wieder Stand ich alleine mal da, weil Ralf wichtige Gespräche führte. Da kam auf einmal der Leiter vom „von Braun Research Hall" auf mich zu. Ich habe ihn in Huntsville kennen gelernt. Er stellte mir eine Person vor, die ihn begleitete. Später sagte mir Ralf, dass es der Chef von der NASA gewesen war, Michael Griffin (http://www.nasa.gov/about/highlights/griffin_bio.html). „Wau", da war ich erst einmal richtig baff. Jemanden so Berühmtes kennen zu lernen.



Jedes Land hatte seine eigene Halle. Diese waren mit Ständen bestückt. Beim ersten Mal hatte ich mich nicht so richtig getraut mit dem Moonbuggy hineinzufahren, doch mit der Zeit empfand ich es nicht mehr so schlimm. Wir besuchten einige Stände an denen Ralf interessiert war. Schnell bildeten sich kleine Trauben um unser Moonbuggy und Gespräche entstanden. Wenn wir einmal festhingen, dann ging unter einer halben Stunde nichts. Die meisten Leute waren interessiert, mal mit so einem Buggy durch die Hallen von der ILA zu fahren. Alle waren so begeistert davon, dass sie lieber sitzen geblieben wären. Neue Kontakte konnten wir z.B.: am „Sachsen" Stand machen. Alle waren begeistert und fasziniert von diesem kleinen neuen Wunderwerk der Technik.



Draußen vor den Hallen waren die riesigen Flugzeuge und Helikopter ausgestellt. Wir drehten ein paar Runden. Unterwegs lief uns Ulf Merbold über den Weg. Er war selber schon mehrmals als Astronaut an Missionen beteiligt. Schnell überredeten wir ihn auf ein Foto und dann eroberten wir uns schon die nächste Halle.



Unterwegs sammelte ich kleine Sticker, die ich mir an die Brust pinnen konnte. Nach 6 Stunden war die Show für uns dort vorbei. Ralf musste immer wieder Telefonate führen mit dem Space Hotel, wo zwei neue Fachkräfte auf das Hotel aufpassten. Es gab leichte Schwierigkeiten und damit nichts schief geht, hat sich Ralf entschieden hier abzubrechen. Es war nicht so schlimm. Wir hatten in der Zeit alle Hallen geschafft, wichtige neue Kontakte geknüpft und ich war auch schon sehr fertig und noch kaum leistungsfähig. Ich versuchte zu lächeln und immer einen freundlichen Eindruck zu machen. Das aber hinten raus immer schwieriger für mich wurde. Als wir zum Auto zurückkehrten flog gerade der Eurofighter durch die Lüfte. Das war noch einmal ein Riesen-Highlight für mich. Einfach nur gigantisch.

Auf den Heimweg nach Leipzig ließ mich Ralf 40 km vor Leipzig auf der Autobahn raus. Ich hatte mit meinem Trainer geklärt, dass ich an diesem Tag noch eine Trainingseinheit fahren kann. In Höhe Brehna auf der A9 ließ mich Ralf dann raus. Mitten an einem Autobahnkreuz. Um erst einmal von der Autobahn herunterzukommen, kletterte ich eine Autobahnbrücke hinauf. Überquerte eine ganze Autobahnstrecke und fuhr auf eine nebenliegende Dorfstraße. Von Brehna fuhr ich über Delitzsch nach Rackwitz. Von Rackwitz in Richtung neue Messe und dann zum Ralf ins Hotel. Ich habe mich nur mal kurz bei ihm gemeldet und bin dann gleich wieder weiter gefahren bis nach Hause. Diese Strecke war ca. 50km lang und ich hatte sie in 1:45 h bewältigt. Zuhause angekommen, war ich völlig ausgelaugt und fertig.



Das war ein sehr anstrengender aber auch spannender Tag der mit tausenden von Überraschungen gefüllt war. Schade fand ich, dass sie uns am Anfang im „Carrier Center" mit einem Hinausschmiss begrüßt haben. Für mich wäre es bestimmt sehr interessant gewesen. Vielleicht hätte ich auch die eine oder andere neue Freundschaft mit anderen Jungs schließen können, für unser Moonbuggy Projekt.

Donnerstag, 3. Juni 2010

Perechod na Mars - Auf zum Mars!

von Ralf Heckel
International Space Education Institute
www.spaceeducation.de
http://mars500.imbp.ru

Moskau, 3. Juni 2010

Endlich! Heute ist es soweit. Über Moskau scheint die Sonne. Die Luken schließen mit einem leicht schmatzenden Geräusch. Blitzlichtgewitter geht auf alles nieder. Die Lebenserhaltungssysteme fahren für die nächsten 520 Tage surrend hoch. Eine 6-köpfige internationale Besatzung macht sich bereit für das Einschwenken in die Umlaufbahn, um dann an den riesigen Antriebsblock mit den noch größeren Solarsegeln anzudocken. Grollend beschleunigen die Feststoffbooster. Allmählich greifen die elektrischen Triebwerke mit einem stechenden Lichtbogen und beschleunigen die Crew auf eine noch nie von einem Menschen geflogene Geschwindigkeit von 14 km/sek. Es ist der Einschuss in einen Kurs zum Mars. Für die nächsten 240 Tage beginnt nun ein Alltag in der Schwerelosigkeit während die Heimat zum kleinen blauen Abendstern in der Heckscheibe schrumpft. Nur drei Astronauten wird es vorbehalten sein einen Satz zu sagen, der in das neue Jahrtausend eingeht. Vielleicht ist es dieser:

„Wir sind die ersten die den Mars betreten, und wir werden nicht die letzten sein."

Science-Fiction? Nein! Das ist die Realität der Wissenschaft heute. Ich befinde mich im Institut für Biomediznische Probleme (IMBP) in Moskau und verabschiede mich von Freunden. Sie werden den ersten simulierten Flug zum Mars machen. Alles ist echt, sogar das Innere des Raumschiffes. Es bleibt lediglich auf der selben Stelle stehen. Heute beginnt die Menschheit mit „großen Schritten" einen Jahrtausend-Traum zu verwirklichen. Diese Luke heute und hier ist ein Stargate in die Zukunft. Voller Erwartung schaue ich nun auf das Ergebnis unseres mit über 1000 Einzelstücken eingebrachten Experimentes. In 520 Tagen werden wir das Resultat erfahren.

Ich möchte diesen feierlichen Tag als Anlass nehmen, von den atemberaubenden Vorbereitungen für dieses Experiment in den nächsten Monaten zu berichten. Ich bin wohl der einzige Vertreter heute hier, der ohne einen staatlichen Anteil zusammen mit Partnern aus der Wirtschaft bei diesem „Flug zum Mars" dabei zu sein darf. Die Eintrittskarte dazu war immens teuer. Sie ist für viele unbezahlbar und kostete 5 Jahre lang: Zeit, Ideen, Engagement und eine Vision.

Ich möchte mich deshalb bei Bruno Banani, der Raumfahrtbotschafterin Yvonne, den Professoren Evgeniy Demin (IMPB), Prof. Anatoly Zotov (MAI), Prof. Vladimir Malozemov (MAI) und nicht zuletzt auch Prof. Dr. von Puttkamer (NASA) für die treue Unterstützung bedanken. Aber auch unsere visionsreichen Studenten aller Durchgänge seit 2005 haben einen nicht geringen Anteil daran. Allen voran Regina Peldszus (BA MA, Doctoral Researcher Spacecraft Habitability Design an der Kingston University London), Ivan Therekov (Ingenier bei Suchoi), Stefan Martini (Moonbuggy Pilot), Vanessa Gstettenbauer (Mission 3) und Thommy Knabe (Moonbuggy Chefkonstrukteur).

Als ich vor 5 Jahren mit deutschen Schülern zum ersten Mal dieses Modul im IMBP betrat und den Ingenieuren dort interessiert zuhörte, wäre mir nie der Gedanke gekommen, einmal an der Vorbereitung des Fluges von Menschen zum Mars maßgeblich beteiligt zu sein. Dennoch erfasste uns alle ein Virus – das Virus der Neugier mit dem Erkennen, dass man seine eigenen Grenzen ständig erweitern kann. Man muss nur den starken Willen dazu haben, dies zu tun.

Friedrich Zander (1887-1933)

Dennoch möchte ich heute einen Mann gedenken, der sein Leben für diesen Traum gab. Friedrich Zander, ein deutschstämmiger russischer Ingenieur und Raumfahrtpionier, der diesen Satz in der Überschrift prägte: „Perechod na Mars". Er schuf unter Aufopferung seiner Gesundheit jene Grundlagen mit denen heute das Marsmodul bestiegen wird: Die Erhaltung des Lebens auf interplanetaren Langzeitflügen. Er war es, der mit dem Vater der Raumfahrt, Ziolkowski, über die Machbarkeit redete. Er war es, der mit Koroljow, dem späteren Erbauer des Sputniks und der Gagarinrakete, eine erste Gruppe enthusiastischer junger Ingenieure bildete (GIRD) und den Mars viel zu früh in das Fadenkreuz nahm. Er gab seiner Tochter den Namen „Astra". Sie ist heute über 80 Jahre alt und darf die Verwirklichung dieses Traumes miterleben.

Ich habe dem Chefkonstrukteur des Marsraumschiffes heute ein Bild von meiner Tochter Cosma gegeben, stehend vor der mächtigen Saturn V-Rakete im Davidson Center in Huntsville Alabama. Er möchte es mit in das Marsraumschiff legen. Möge es der heute 3-jährigen Cosma vergönnt sein, den Traum von Astra, ihrem Vater und allen Visionären weiter zu leben und eines Tages erfüllen zu können.

Dienstag, 25. Mai 2010

Kölner DLR-Delegation zu Gast in Leipzig

von Ralf Heckel
International Space Education Institute
www.spaceeducation.de

Leipzig, 20. Mai 2010

Fotos: http://www.flickr.com/photos/spaceeducation/sets/72157623984704043/

Am Donnerstag empfing unsere Initiative in den 8 Jahren ihres Bestehens ihre ersten offiziellen Vertreter der Raumfahrt unseres Landes. Dieser Besuch sollte ein erstes gegenseitiges Kennenlernen werden und hatte seinen Ursprung im Dezember 2008 in Philadelphia.

Mit dem Flugzeug direkt aus Köln kamen nach Leipzig: Herr Michael Heinze (Berater des Vorstandes, DLR) und Herr Dr. Wolfgang Mett, Wissenschaftler und Leiter der Standortentwicklung Neustrelitz, DLR. Der erste Eindruck beider war überrascht, angesichts der Veränderungen im Leipziger Umfeld seit den Nachwendejahren.

Das International Space Education Institute hatte das Ziel, den beiden Delegierten so viel wie möglich von dem Enthusiasmus, Begeisterung und dem Pioniergeist im Bezug zur Space Education aus der Messestadt als Pfeiler zwischen Huntsville und Moskau mitzugeben. Es ging dabei um einen Überblick in die funktionierende Netzwerkarbeit außerhalb staatlicher Förderprogramme, welche 6 Wochen zuvor ein „Winning Team" beim NASA Moonbuggy Race hervorbrachten.

Dementsprechend dick war das Programm und nicht alle geplanten Reiseziele konnten besucht werden. Tets entwickelten sich die sehr konstruktiven Gespräche auf einem hohen bis philosophischem Niveau. Am Ende gewannen beide Seiten tiefe Einblicke in die Arbeit des anderen und wurde ein solides Fundament einer angehenden Zusammenarbeit gelegt. Während des ganzen Tages überraschten sich alle Seiten mit Offenheit, Herzlichkeit, Fachkompetenz und dem persönlichen Interesse zum Kern: Veränderung der Ausbildung und Ausbildungsorientierung,


Folgende Stationen und Gesprächspartner wurden besucht:


Sternwarte Kletzen,
Gesprächspartner Henri Schulz




Diese Eigenbau-Privatsternwarte besitzt den Anspruch als Schulsternwarte für die SEI-Schüler und deren Wissenschaftspropädeutikum im Abitur. Zudem öffnet diese Warte durch ihre Nähe den jungen Leuten neue Sichthorizonte (optisch und geistig). Der Konstrukteur, Erbauer und Eigner ist Mitglied des Institutes und eignete sich alles Wissen und Fähigkeiten dazu autodidaktisch und praxisnah an. Beide Gäste zeigten sich tief beeindruckt und interessiert in allen Details. Herr Schulz genoss die lupenreine Fachkompetenz der Gäste.
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Handwerkskammer zu Leipzig
Gesprächspartner: Präsident Herr Joachim Dirschka,
Frau Dr. Wolter, Pressereferentin

Der überraschende Erfolg des Versuchsprojektes „Moonbuggy" als Berufsorientierungsmaßnahme auch im Handwerk, machte die Handwerkskammer und das International Space Education Institute zu engen Verbündeten. Dieses Treffen diente einem Schlagabtausch zweier Branchen, die nach bisherigem Empfinden der Gesellschaft nicht zusammenpassen. Das International Space Education Institute begreift Handwerk, Ingenieurwesen und Wissenschaft als integrative Einheit und praktiziert das auch so in der seiner Ausbildung.

Die Gespräche drehten sich vorwiegend um notwendige Wege eines neuen strategischen Herangehens an Bildung und Berufsorientierung. Es wurden schnell gemeinsame Nenner gefunden.

Am Ende des Besuches überreichte Botschafterin Yvonne Heckel dem Präsidenten der Handwerkskammer den „Weltmeister-Award" des Moonbuggy Teams und dankte für die gute Zusammenarbeit. Die Handwerkskammer zeigt sich im Eingangsfoyer mit einer Vitrine über die Bearbeitungsprozesse einzelner Teile des Moonbuggys und dem handwerklichen Background im Ingenieurwesen.
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Leipzigs unentdeckte Raumfahrtgeschichte
Reiseleiter Ralf Heckel

Die Gäste der DLR wurden an die Fundamente der Geburtshäuser von Prof. Dr. von Puttkamer, Prof. Harry O. Ruppe und Rudolf Bromme, sowie die frühe Arbeitsstätte von Eberhard Rees gefahren. Dabei erfuhren Sie viel über die geschichtlichen Verankerungen und deren Weichenstellungen für die heutige Raumfahrt aus dem Handwerk und frühem Maschinenbau heraus. Eine Überraschung gab es, als bekannt wurde, dass ein Teil der Familie Koroljow (Sputnik) bereits 1907 in Sachsen war und noch heute in Leipzig wohnt.
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International Space Education Institute

Die Keimzelle des als Verein eingetragenen Instituts ist das kürzlich erworbene Objekt in der Wurzner Straße 4. Das 5-Stockwerk-Gründerzeithaus mit 2000 m² großer Grünfläche, Werkstätten, Seminarräumen und Übernachtungsgelegenheiten ist ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche die weiter wollen. Die Schlichtheit der Gebäude und ihrer Einrichtung kalibriert zur Bodenständigkeit und Schaffensfreude während der Selbstverwaltung. Überstehende Übernachtungsgelegenheiten der Schüler werden als „Space-Hostel" im wirtschaftlichen Eigenbetrieb zur Deckung der Betriebs- und Projektkosten an den Messetourismus abgegeben.
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Sportgymnasium und Moonbuggy
Gesprächspartner: Direktor Herr Rädler,
Geographie- und Astronomielehrer Herr Dr. Wolfgang Gerber
Moonbuggy-Teamtrainer Max Frank (17)




Als Eliteschule des Sports sucht das Leipziger Sportgymnasium für Schüler ohne weitergehende Karrierechancen im Leistungssport einen prädestinierten Auffangkorb, welcher die Berufsorientierung im Handwerk und Wissenschaft fördert, ohne den Sport und die Bewegungsfreude zu vernachlässigen. Das Moonbuggy bietet hier die idealen Voraussetzungen mit dem für diese Schüler notwenigen Biss des Neuen. Umgekehrt kalibrieren Sportgymnasiasten mit ihrem Trainingsdrang ein Konstrukteursteam auf ein unbestechliches Missionsziel. Diese Symbiose hat das SEI zu schätzen gelernt.

Max Frank trainierte das Weltmeister-Moonbuggy-Team 2010 und hielt in einer 8. Klasse einen Vortrag. Die DLR-Gäste hospitierten in dieser Stunde und beobachteten die durch Max entfachte Begeisterung bei den Schülern in der nachfolgenden Pause am ausgestellten Moonbuggy. Auch hier kann man sich Teile, Herstellungsprozesse und Awards in einer Vitrine ansehen. Diese verfehlen ihre Wirkung neben dem Moonbuggy und einem Ansprechpartner im Brustton der Jugend nicht.

Das Treffen mit den Jugendlichen, den engagierten Pädagogen und die Kompetenz von Max hat Herzen geöffnet.
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Space Hotel Leipzig ***
Mittagessen

Als „großer Bruder" des Space Hostels wurde vor kurzem das Space Hotel Leipzig *** in der Gräfestraße 15 als Versuchsprojekt eröffnet. In dieses Geschäftskonzept fließen die Erfahrungen von über 70 Flugreisen zum Low Budget im Dienste der Space Education mit ein. Das Konferenzhotel soll für internationale Austauschgruppen, Workshops, Seminare und natürlich als weiterer wirtschaftlicher Eigenbetrieb und Ausbildungsbetrieb herhalten.

Die Innenfassade besteht aus hunderten während der vielen Exkursionen durch die Welt ausgewählter Wandbilder mit Raumfahrtmotiven. Gemäß dem dritten US-Präsidenten Jefferson wurde die in den Schubfächern von Hotels üblicherweise liegende Bibel durch die Bücher „Auf den Spuren des Chefkonstrukteurs Koroljow" sowie „Mit Schrauben und Bolzen auf den Mond" (über Eberhard Rees) ausgetauscht. Damit wurde die Wissenschaft, das Handwerk und der Pioniergeist in den Mittelpunkt gerückt. Das Business-Center wurde zum Miniclub umgebaut. Das ehemalige Frühstücksbuffet ist jetzt ein Online-Restaurant mit PC´s. Alles Essen wird in 15 min per Tastendruck geliefert, während nebenbei nach NASA-Manier integrativ gearbeitet werden kann.

In dieser Atmosphäre wird zusammen mit dem Leiter des Berufs- und Technologiezentrums, Herrn Dr. Schmidt, zum Mittag gegessen. Es gibt Leipziger Allerlei, anschließend Kesselgulasch mit Klößen und Rotkraut.
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Berufs- und Technologiezentrum Borsdorf
Gesprächspartner: Herr Dr. Schmidt, Leiter

Dieser Ort verbindet 35 Ausbildungsberufe Tür an Tür. Die Gerüche verwandeln sich von Motorenöl über Schweißer-Rauch, Fleischerei, Holzwerkstatt bis zum Baugewerbe. Es kann nicht alles besichtigt werden. Dennoch überzeugt das integrative Konzept und ist die Begeisterung der neuen Möglichkeiten durch die Space Education mit ihrer Visionskraft als Zielgeber für die Lehrlinge zu spüren.

Herr Dr. Schmidt führt unaufhaltsam die Delegierten durch die ebenerdigen Hallen und erntet jedes Mal Erstaunen und Anerkennung, vor allem auch durch die ideenreichen Verflechtungen von Aus- und Weiterbildung. Während eines Kaffees gegen 16 Uhr zieht man gemeinsam Resümee und ist sich einig, dass dies nicht der letzte Besuch war.

Gegen 17 Uhr endet ein anstrengender aber für alle Beteiligten sehr erfrischender Tag.

Fotos: http://www.flickr.com/photos/spaceeducation/sets/72157623984704043/

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Einige Statements der Beteiligten:

Hallo Herr Heckel,
ich hoffe, Sie hatten gestern einen erfolgreichen Tag. Habe auch von Dr. Schmidt nur Positives gehört.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Andrea Wolter, PR-Referentin, Handwerkskammer zu Leipzig

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Sehr geehrter Herr Heckel,

beeindruckend fand ich Ihr beachtenswertes historisches und aktuelles Wissen von der Raumfahrt in den USA und gleichzeitig in Russland. Mir ist niemand bekannt, der so hervorragende persönliche Kontakte zu Zeugen der Raumfahrt-Anfangszeit und deren Nachfahren hat. Besonders hat mir gefallen, dass Sie und Ihre Frau als Raumfahrtvisionäre Jugendliche, Unternehmen und gar die Handwerkskammer für Ihr Moonbuggy-Projekt gewinnen konnten, und somit die Faszination für die Raumfahrt wecken konnten. Wir sollten Ihren Ansatz (Faszination Raumfahrt, sportlicher Ehrgeiz, Hochtechnologie- Eigenentwicklung, Kooperation mit dem Handwerk) mit dem des DLR (DLR_Campus) koppeln, und dafür sorgen, dass beispielsweise „Ihre" Raumfahrt-Fans unser DLR_School_Lab in Neustrelitz besuchen, und dabei gleich ein Event mit dem Moonbuggy vor Ort in Neustrelitz stattfindet. Auch könnten wir über ein gemeinsames Sommercamp für Schüler nachdenken.

Abschließend noch einmal mein Kompliment an den Besitzer der privaten Sternwarte, Herrn Henri Schulz (Name richtig?): Er hat sich den Traum erfüllt, welchen ich als Jugendlicher mit ca. 18 Jahren hatte. Und dass, ohne Astronomie, Elektronik, Optik und Sternwartenbau studiert zu haben. Toll!

Dr. Wolfgang Mett, DLR


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Leipzig ist auch heute noch eine Reise wert

Vor wenigen Jahren war es kaum bekannt, dass diese Stadt auch Paten der Raumfahrt hat. Erst durch die Recherche des SEI wurden Wurzeln gefunden, die in Zeiten zurückreichen, in denen man den Begriff Raumfahrt noch nicht kannte. Doch Leipzig ist aus Sicht der Luftfahrt, Raumfahrt und Astronomie nicht nur ein historisch interessanter Schauplatz. Hier gibt es neue Ansätze junge Menschen an das Ingenieurwesen heranzuführen.

Die breite Palette im technischen und wissenschaftlichen Bereich, die von der Luft- und Raumfahrt notwendig beflügelt wird, kann hier durch die Verflechtung von privater Initiative und Bereichen der Wirtschaft und Bildung fruchtbaren Boden bereiten. Es ist erfreulich, dass Vertreter der DLR sich ein Vorortbild machten und so selbst sahen, was hier in den letzten Jahren entstanden ist.

Nun kommt es darauf an, die vorhandenen Kräfte zu bündeln um nachhaltig und kontinuierlich an der weiteren Positionierung des Standortes für die Berufsorientierung zu arbeiten. Die Erfolge des Moonbuggys als Ergebnis der internationalen Zusammenarbeit motivierter Jugendlicher weisen einen Weg, dessen Ergebnisse bei weiterer kooperativer Unterstützung durch Bereiche der Luft- und Raumfahrt den Standort Leipzig als Quelle zukünftiger Entwickler von Technologien machen kann.

Ich werde auch zukünftig die im SEI arbeitenden Jugendlichen unterstützen. Dazu fühle ich mich als Mitglied der DGLR verpflichtet und ehrlich gesagt macht es auch viel Freude, mit motivierten Jugendlichen zu arbeiten.

Peter Scheuermann,
Lehrer für Informatik, Astronomie und Amateurfunk


Montag, 10. Mai 2010

Herstellung der Weltmeister-Awards

Robert Behrendt
Lehrling der Stuckateur-Lehrwerkstatt
Berufs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer zu Leipzig
www.hwk-leipzig.de / www.spaceeducation.de

Leipzig, der 7. Mai 2010

Fotogalerie: http://www.flickr.com/photos/spaceeducation/sets/72157624005749668/

Diesen Montag begann ich mit meinem Lehrmeister Herrn Herker mit der Herstellung der Moonbuggy-Weltmeister-Pokale für alle Beteiligten. Im Vorfeld hatte Herr Herker mit Herrn Heckel den Entwurf abgesprochen und das Modell aus Ton hergestellt.

Nach Begutachtung des Entwurfs, der eine Mondlandschaft mit Kratern, Reifenspuren als Bezug zum Buggyrennen, eine Kopie der Siegermedaille und einen Schriftzug mit Hintergrundinformationen enthält, wurden die Formen aus Siliconkautschuk hergestellt. Dazu wird das Modell mit einem Trennwachs beschichtet und mit einem Siliconkautschuk übergossen. Es handelt sich nicht um Kartuschensilicon aus dem Baumarkt, unserer ist ganz flüssig und muss mit Härter verrührt werden.



Eigentlich sollte die gesamte Platte in einem Stück gegossen werden, aber die Feinheiten in der Medaille und der Schrift hatten viele kleine Luftbläschen im Abguss, weshalb wir dann die Medaille und Schriftplatte einzeln gegossen und in die Kraterlandschaft eingeklebt haben. Nach dem Gießen der Einzelteile habe ich alle Fehlstellen und Blasen mit kleinen Zahnarztspachteln retuschiert.

Nach dem Trockenen wurden die Teile in der Malerwerkstatt grundiert und farbig gespritzt. Die Sache war etwas kompliziert, weil die kleinen Medaillen von der Druckluft der Spritzpistole immer wegfliegen wollten.



Nach dem Trocknen wurden die Schriftplatte und die Medaille vergoldet, natürlich nicht mit echtem Gold sondern mit Goldbronze. Ich glaube, so etwas kann nur der Fachmann unterscheiden aber der Effekt wird toll. Gerade diese Medaille sieht der echten zum Verwechseln ähnlich. Die Technik ist verhältnismäßig einfach: bei einem harten Borstenpinsel werden nur die Spitzen mit Schelllack und Bronzepulver benetzt und die hoch liegenden Teile der Schriftplatte und Medaille gewischt.



Alle Einzelteile wurden anschließend miteinander verklebt und nach einer Qualitätskontrolle auf von den Tischlern hergestellten Holzplatten befestigt. Ich glaube uns ist eine schöne Auszeichnung für alle Beteiligten gelungen.

Fotogalerie: http://www.flickr.com/photos/spaceeducation/sets/72157624005749668/


Ergänzung von Ralf Heckel:


Die vom Lehrling Robert so leicht zu lesende und gut nachvollziehbare Arbeit umfasst fünfzig Tafeln bei welcher jede in drei Schritten gegossen, ausgebessert und coloriert werden musste. Die gesamten Arbeitsschritte nahmen einen Zeitraum von 10 Tagen und spannten mehrere Lehrlinge ein. Die Holztafeln wurden mit einem Profil am Rand gefräst und mit einer Schutzlackierung versehen.

Als Ergänzung unter die Stuckateursarbeit mit dem immer selben Schrifteindruck wurde am Abend vor der Veranstaltung eine hochwertige bedruckte Reflexfolie (wie man sie von Verkehrsschildern kennt) aufgeklebt. Dieser Aufdruck enthält ein Abbild des Moonbuggys mit Team und einer personifizierte Aufschrift mit dem Namen des Empfängers. Das Gesamtbild wurde zusätzlich geplottert, also in seiner Silhouette um das Moonbuggy-Team und ein NASA-Logo herum ausgeschnitten.

Anschließend wurden alle fertigen Pokale in Luftpolsterfolie verpackt und in eine silberne Produktschachtel der Fa. Kugel- und Rollenlagerwerk Leipzig gelegt. Kleine Werbegeschenke aus dem Handwerk ergänzten den Inhalt.

Ich möchte damit bemerken, dass die Lehrmeister und Lehrlinge dieser Abteilung eine solide und sehr saubere Arbeit geleistet haben, welche die selbe Anerkennung verdient, wie alle Beteiligten am NASA Moonbuggy Race. Wir haben uns deshalb entschieden, dem engagierten Lehrmeister Herker auch eine solche Tafel zu überreichen.


Auf der Rückseite befindet sich ein versiegelter Aufkleber mit folgendem Text:

Dieser Award ist jenen gewidmet,
die sich ehrenamtlich für eine
große Sache eingesetzt haben
und damit Zukunft stifteten.

Die Teilnahme am NASA Moonbuggy Race
mündete im Jahre 2010 in ein Testprojekt
zur Berufs-und Studienorientierung in
Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer
zu Leipzig. Dieses Engagement führte im
Zusammenspiel mit über 50 weiteren Partnern
zum ersten NASA-Weltmeistertitel für einen
internationalen Teilnehmer.

Dieser Award entstand im Berufs- und
Technologiezentrum in Borsdorf.

Entwurf: Ralf Heckel
Grundlage: NASA-Medallie
Gravur: Graveur Kühnemann
Form: Stuckateurmeister Herker
Grundplatte: Holzwerkstatt
Ausführung: Lehrlinge
Druck: Werbeatelier Kompakt

www.spaceeducation.de

Dienstag, 4. Mai 2010

Max Frank gewann Landesausscheid Sachsen im Radrennsport

von Ralf Heckel
International Space Education Institute
http://www.spacepass.de/

Am Sonntag dem 2. Mai gewann Max Frank (17) den Landesausscheid Sachsen im Radrennsport in der Kathegorie Straßenrennen, Junioren U19. Er ist damit für die Nationalmeisterschaften nominiert.
http://www.blogger.com/


Max (17, Sportgymnasiast, Leipzig) trainierte das Moonbuggy-Pilotenteam in Huntvsille Alabama zur
Weltmeisterschaft und überraschte bei der Konkurrenz mit seiner Strategie. Diese war aufgrund der von Max verordneten Intervalle über Ruhe und Vorbelastungen überhaupt nicht auf die im Rennen gezeigte Leistung eingestellt. Hier die Videos, welche derzeit von vielen Moonbuggyteams in zahlreichen US-Chat-Foren eingehend studiert werden:

http://www.blogger.com/ (warm up)
http://www.blogger.com/ (Pflege)
http://www.blogger.com/ (Rekordgeschwindigkeit)


Das Presseecho über diesen Erfolg stieg daraufhin in den letzten 3 Wochen um über 100 internationale Artikel an (das ist ein Jahreskontingent):
http://www.flickr.com/photos/spaceeducation/sets/72157620442432603/


Max bereitet sich nach diesem Erfolg in Schule und Sport intensiv auf das nächste NASA-Moonbuggy-Rennen im Raumfahrtjahr 2011 vor. Diesmal will er als Pilot in der Kanzel sitzen.

Glückwunsch und viel Erfolg weiterhin!



Erklärung von Max:

Max hat sich mit dem Landesmeisterschafts-Titel für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert.
Ansonsten muss man sich, wenn man nicht Landesmeister wird, über die Süddeutsche- oder Norddeutsche Meisterschaft qualifizieren.

Das heißt nicht, dass sich die besten Fahrer an allen beiden Rennen beteiligen müssen, sondern alle die im Süden von Deutschland wohnen die Süddeutsche und alle die im Norden wohnen die Norddeutsche Meisterschaft fahren. Die besten dreißig Fahrer sind von der Süd- und Norddeutschen Meisterschaft für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Zusätzlich dürfen aus jedem Verein drei weitere Fahrer nachnominiert werden.

Alle 60 Fahrer zusätzlich der nachnominierten, nehmen nun an der deutschen Meisterschaft teil.
Um einen Platz in der Nationalmannschaft zu bekommen, muss man bei der Deutschen Meisterschaft unter die ersten drei Fahrer kommen. Wenn man das geschafft hat, dann ist man ein Nationalmannschaftsfahrer.
Das Wort Nationalmeisterschaften wird bei Radfahren nicht so sehr gebraucht. Wir sagen einfach: ,,Wir nehmen an der Deutschen Meisterschaft teil“.

Mein erster Vortrag über das Moonbuggy Race

Max Frank
Moonbuggy Team 2010
www.spaceeducation.de

Leipzig, 23. April 2010

Mein Klassenlehrer Herr Gerber sprach mich nach der Rückkehr aus den USA an. Er bat mich in der nächsten Stunde mal zu erzählen, was ich in Huntsville Alabama alles gemacht habe.

Also habe ich eine Präsentation vorbereite. Der Vortrag begann mit einem „Google-Earth-Flug" von Leipzig nach Huntsville zum Space & Rocket Center. Dann stellete ich das Programm vor und erzählte was wir in den ersten Tagen alles erlebt haben.
Nach diesem Überblick stellte ich unser Team vor: „Wer ist wer und mit welchen Aufgaben". Dann kam ich zum Hauptpunkt, zu den zwei Renntagen. Die faste ich mit dem Spektakulärsten und den Highlights zusammen. Da gehörte zum Beispiel unser Filmausschnitt mit hinein, als das Team auf drei Rädern um die Kurve gefahren ist oder wie bei einem Team in dieser Kurve alle vier Laufräder platzten. Der Favourit war natürlich der Geschwindigkeitsrekord mit 80 km/h.

Die Klasse wollte diesen Szenen immer wieder sehen und ich musste den Film ständig neu starten. Zum Abschluss berichtete ich über die Award-Zeremonie und unseren großen Pokal.

Nachdem alle Schüler applaudiert haben wusste ich sie fanden meinen Vortrag sehr spannend und interessant. Nun war auch ich nicht mehr so aufgeregt.

Vortrag in Englisch:
Denselben Vortrag habe ich ähnlicher Weise noch einmal in Englisch gehalten. Meine Klasse hat das nicht gestört, weil sie Spaß daran haben.

Zu diesem Vortrag hatte ich noch meine Moonbuggy-Medalie, Zeitungsausschnitte und mein Moonbuggy-Shirt mitgebracht. Dieses Outfit sollte meinen Vortrag noch besser machen.

Ich habe ihn in folgende Punkte gegliedert:

- Wo liegt Huntsville/Alabama?
- Was sind die besonderen Moonbuggy-Eigenschaften?
- Wer hatte welche Aufgaben in unserem Team?
- Speed Record mit 80 km/h
- Eigenschaften der Rennstrecke
- Renntag 1/Renntag 2 und Siegerehrung.

Nachdem ich alles ausführlich erklärt und beschrieben habe, kamen noch die Fragen unserer Lehrerin. Ich hatte wirklich Bammel davor. Doch mit leichtem Hinterfragen ihrer Fragen habe ich auch diese Hürde gut überstanden.

Nun habe ich es geschafft! Die Klasse fand den Vortrag mal wieder großartig, die Lehrerin war sprachlos und ich war happy. Das ist doch ein tolles Fazit nach dem ich noch bis zu später Stunde an diesem Vortrag gearbeitet habe.

Mein erstes Interview


http://www.flickr.com/photos/spaceeducation/4584149657/

Max Frank
Moonbuggy Team 2010
www.spaceeducation.de

Leipzig, 28. April 2010

Jeden Montag habe ich nach 4 Stunden Unterricht immer 2 Stunden Sport. Im Umkleideraum der Sporthalle habe ich mich gerade umgezogen und wollte gehen, da piept mein Telefon. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Doch nach dem ich die SMS gelesen hatte schlug mein Herz 20 Schläge höher, ein Interview.


Ralf hat mir geschrieben, dass er mich gleich abholt und daß wir zu einem Interview zur Leipziger Volkszeitung fahren. Schnell ziehe ich mich wieder um und bringe meine Sachen zum Spinnt.

Im Radsport habe ich schon einige Interviews gehalten, auch wenn nur kurz. Doch dieses war eine ganz neue Erfahrung und Erlebnis für mich. Zu einem Interview eingeladen zu werden und das noch als Weltmeister im Moonbuggy-Fahren. Das ist für mich eine große Ehre.

Am großen Pressegebäude angekommen, holen wir unsere Trophäe, die den Flug aus Huntsville gut überstanden hat, aus dem Auto heraus. Meine Medaille und einige andere Moonbuggybelege sind auch dabei.

Nachdem wir endlich das Zimmer gefunden haben. Begrüßt uns der Wissenschaftsredakteur Herr Beck. Nach einer kurzen Vorstellung meiner Person, nimmt der Redakteur den Block hervor und beginnt Fragen zu stellen.

Er wollte über unseren Hin- und Rückflug sowohl über unseren Aufenthalt in Huntsville Alabama alles wissen. Das war sehr viel.

Als erstes erzählte ich über unsere besonderen Erlebnisse, danach über unsere Probleme und wie wir sie gelöst haben. Ich erzählte auch über die Familie Headrick und dem Ingenieur Terry.
Nachdem wir über den Rückflug erzählt haben und wieso Ralf Heckel eine Woche länger in der USA zwangsweise bleiben musste, gab es ein Foto von Ralf und mir mit dem Moonbuggy Award und unseren Gold Medaillen.


Ralf hat mich nach dem Interview zur Schule zu rück gebracht. In der Mittagspause haben mich viele Schüler angesprochen wie es war. Das hat mich sehr überrascht.

Donnerstag, 22. April 2010

Rückkehr nach Europeij

Ralf Heckel
International Space Education Institute
www.spacepass.de

über dem Atlantik, Delta 24, 21. April 2010

Diese Reise gab es in der gesamten Geschichte der Luftfahrt noch nicht und wir waren ganz vorn dabei. Wir saßen im letzten Flieger, der wegen des Vulkanausbruchs über dem Atlantik umdrehen musste und sitzen nun fünf Tage später im ersten Flieger, der wieder in einen freigegebenen Luftraum nach Europa startet. Über 15.000 Reisende sitzen noch in Atlanta fest und manche müssen noch weitere 7 Tage ausharren, um einen Platz in einem Flugzeug zu bekommen. Wir haben dank genügend Erfahrung und Intuition alles richtig gemacht.

Glaubt man der in der Presse aufgewirbelten „Vulkanasche", so müsste uns jetzt ein Europa wie das antike Pompeij erwarten, nur noch schlimmer und weiter verbreitet. Deshalb auch die Wortwahl „Europeij". Es gibt so viele Parallelen von der Unbelehrbarkeit über die Ohnmacht bis zur Fehleinschätzung aus Übermut und auch Feigheit. Zwar erwarten wir nun kein Europa unter einer Ascheschicht, aber dennoch ist es nicht mehr das, was wir kannten.

Die Wirtschaft ist in ihrem Glauben als Herr über die Natur tief erschüttert worden. Die Politik hat verfehlt, weil sie glaubte, die Natur und das Wetter wie eine Mathematikaufgabe per Computerspiel prognostizieren zu können: „Schachmatt!" Der Umweltschutz ist gar ganz still geworden, angesichts der wohl über Jahrzehnte uneingeplanten CO2- und Feinstaub-Emissionen sowie dem so urplötzlich und ungeplant dahin geschmolzenen Gletscher. Die Verantwortlichen der Flugsicherung verstecken sich hinter großen Tönen und fadenscheinigen Erklärungen. Niemand hat den Mumm zuzugeben, dass man einfach nichts wusste und deshalb die Hosen voll hatte. Das Prinzip der Oberkontrolle der Behörden hat in diesem Fall versagt und ist im Schreibtisch-Kompetenzgerangel auf der Strecke geblieben. Unter dem Siegel der weitaus vernünftigeren Selbstbestimmung und –einschätzung von Fluggesellschaften und Piloten wie in der USA, hätte es diesen totalen Blackout mit all seinen schmerzlichen Nachwirkungen nicht gegeben.

Was bleibt ist die Herausforderung, mit feinsten Glaspartikeln in der Zukunft umzugehen. Sie sind gefährlich und ich freue mich schon auf erste Innovationen auf der ILA. Glasstaub ist auch eine Alltagssorge eines jeden künftig auf dem Mond arbeitenden Menschen. Dort besteht der Mondstaub ausschließlich aus feinsten scharfkantigen Glaspartikeln und ich mache mir Gedanken, wie wir das an einem Moonbuggy in den Griff bekommen könnten.

Dabei faszinieren nicht nur mich die schönen Bilder des ausbrechenden Vulkans als sehr seltenes Naturschauspiel. Da ist die dicke sich wälzende Rauchsäule, da sind die Lavafetzen wie aus der Entstehungszeit der Erde und da sind die elektrostatischen Entladungen mit ihren grellen Blitzen vor dem Schwarz der Apokalypse.

Die Schönheit der Natur ist in der Engstirnigkeit im Bedacht auf die Herstellung der gewohnten kleinen Ordnung untergegangen. So kopieren die Journalisten den unaussprechlichen und kaum merkbaren Namen des Vulkans weiterhin per „Drag&Drop" in ihre Texte. Ich möchte ihnen einfach die Fähigkeit absprechen, je auch nur einmal diesen Namen allein und ohne Hilfe aus der reinen Erinnerung schreiben zu können. Ich habe es versucht und auch nicht geschafft. Jeder Wirbelsturm, jedes Wettersystem, jeder Taifun bekommt über eine jahrelang gehegte Liste einen leichten und griffigen Namen. Niemandem ist bisher eingefallen, dem Vulkan auch einen liebevollen Spitznamen zu geben. Ich nenne ihn „Erik". Das klingt nordisch, spitzbübisch, nach Eroberung und fängt auch mit „E" an.

Ich will nun die Ereignisse der letzten 5 Tage bezüglich dieses Naturgeschenks wiedergeben. Da gibt es drei Prioritäten wenn man strandet:

ständigen Zugang zum unbegrenzten Internet finden
für einen fahrbaren Untersatz sorgen
nach einer Unterkunft umsehen

Es zeigt, wie wichtig die Kommunikation geworden ist. Mein kleiner Laptop ist ein tragbares Büro mit kostenlosem Telefon und Bankschalter. Von allen Punkten der Welt (mit Internet) kann ich unbegrenzt telefonieren, Überweisungen tätigen, das Hostel und Termine steuern und jegliche Art von Dateien versenden. Alles weitere kommt erst danach – inklusive der eigenen Versorgung mit Nahrung.

So wurden die fünf ungeplanten Zusatztage zu einem Geschenk, denn wir konnten den Space Shuttle landen sehen. Das ist ein äußerst selten erfolgreiches Ereignis. Die Arbeit konnte zwar anders aber dennoch fast ungehindert weitergehen. Etwas Sonne und Meer gab es gratis.

Nur die Politik der deutschen Flugsicherung erschwerte dies alles. Instinktiv buchte ich einen Anschlussflug erst 5 Tage nach unserer Strandung, während alle anderen Passagiere an ihre kurzfristige Abreise glaubten. Sie sitzen nun alle nicht in diesem Flieger und müssen noch weiter ausharren. Die Flugzeuge sind einfach alle voll und zuerst werden jene bedient, die diese Flüge gebucht haben. Ein Atlantikflug ist kein Urlaubsflieger nach oder von Mallorca. Hier werden riesige Maschinen mit 7 Sitzreihen benutzt. Mit solchen Adlern kann man nicht so eben mal auf Sicht unter 3000 Metern fliegen oder ohne eingehende Ausreisekontrollen einen Haufen Urlauber abholen.

Viel Kopfzerbrechen verursachte deshalb die Unsicherheit, wann es denn nun weitergeht. Auf welchen Flieger buche ich meine Rückkunft, wenn ich nach Ablauf von 24 Stunden erfahre, dass das Flugverbot wieder um einen Tag verlängert wurde. Das könnte ja Wochen so gehen.

Als dann am Dienstag nach der Landung des Space Shuttles auch der vor unserem Termin liegende Delta Flug Nr. 24 abgesagt wurde, schmiedeten wir bereits weitere Ersatzpläne. Denn im Falle der Streichung unseres Fluges mussten wir mit einer signifikanten Verlängerung unseres Aufenthaltes rechnen (mindestens 7 Tage).

Diese Prioritäten wurden festgelegt:

-maximale Kostenreduzierung (Rückgabe Auto, Privatunterkunft)
-Rückkehr nach Huntsville
-sofortige Aufnahme weiterer Aufgaben oder gar Zwischenjobs
-Ausloten von weiteren Alternativen einer Rückkehr

Der letzte Punkt war am interessantesten. Wie kann man ohne Flugzeug aus Amerika nach Europa reisen? Wir recherchierten bei Frachtschiffgesellschaften nach Mitfahrtgelegenheiten. Ich hätte zusätzlich als Maschinist, Mechaniker oder im Falle eines Kreuzfahrtschiffs als Assistent des Cruzdirektors anheuern können. Schade eigentlich, dass daraus nichts wurde.

Am Mittwoch morgen, dem 21. April klingelt früh um 3:30 Uhr der Wecker. Wir packen das Auto, checken aus und lassen um 3:52 Uhr das Cape Canaveral bei strömenden Regen hinter uns. Wir müssen spätestens bis 13:07 Uhr am Mietwagenterminal in Atlanta sein, ansonsten kostet der Wagen mehr. Vor uns liegen 400 Meilen mit einem Zeitfenster von 8 Stunden. Das ist etwa die Entfernung Berlin-Gardasee. Danach folgen 9 Stunden Flug nach Düsseldorf und noch mal 4 Stunden Autofahrt nach Leipzig.

Schon in der ersten halbe Stunde müssen wir wechseln. Die Fahrt im Regen strengt an und die Müdigkeit holt uns ein. Bei Jacksonville stellen wir das Auto ab und schlafen eine Stunde. Es wird hell und die Sonne kommt heraus. Wir gehen deftig frühstücken. Nun geht es besser, aber es darf nichts mehr dazwischenkommen, keine Baustellen, keine Polizeikontrollen, keine Panne. Gerade in Georgia ist das nicht einfach. Hier ist die zugelassene Höchstgeschwindigkeit gerade mal 70 MPH (ca. 115 km/h). Da ist nicht viel drin mit schneller fahren. Wohl braucht die Polizei hier besonders viel Geld und steht nicht selten mit ihren Autos im Dickicht neben den Fahrstreifen. Wenn erst einmal ein Schnellfahrer gesichtet wird, dann kommen sie angeflogen wie im Film mit buntem Blitzlichtgewitter, Suchscheinwerfer und Hirschfänger.

Der Verkehr vor Atlanta wird dichter. Nun bloß keinen Fehler zwischen den vielen Fahrspuren, Abfahrten und Hochstraßen machen! Ich hatte mir aus diesem Grund vor 5 Tagen den Pfad unserer Fahrt aus dem Flughafengelände in das Handy getippt und markante Wegpunkte vermerkt. Das hilft nun. Exakt um 13 Uhr wird der Scanner über den Mietwagen gezogen und wir sind ihn los. Es war ein gutes Auto.

Ich hatte im Flughafen ein Chaos erwartet. Aber nichts von dem erwartet uns. Alles läuft gediegen ab. Eine kleine Schlange vor den internationalen Schaltern ist zu sehen. Sie ist viel kleiner als die reguläre Warteschlange im JFK-Airport von New York. Wir checken problemlos ein. Unser Gepäck wird im Computer des Hochregallagers gefunden. Wir haben ein Ticket und können es kaum glauben.

Das System der Fernbuchung per Telefon oder Internet ist gut durchdacht. Kein Passagier irrt hier ahnungslos und entnervt wie im Pariser Flughafen „Charles de Gaulle" durch die Hallen. Es hält alle Passagiere fern, die auf einem Flughafen wegen ausgebuchter Flugzeuge nichts zu suchen haben. Ich bin beeindruckt.

Wir durchlaufen mit unserem Handgepäck die Sicherheitskontrollen. Ab jetzt spielt sich ein Deja-vu ab. Das alles haben wir vor 5 Tagen schon einmal erlebt, dennoch fühlt man als wären Wochen vergangen. Wir schließen uns unserer gewohnten Routine an: lecker Hühnchen süßsauer vom Panda-Express, ein Kaffee und dann zum Gate. Wieder werden wir mit Tara vorgelassen. Sogar die Crew und das Flugzeug sind die selben. Nur die Passagiere kenne ich nicht. Der Fluggast, dem wir vor 5 Tagen aushalfen, sendet eine SMS. Er hofft in 3 Tagen nach Hause fliegen zu können.

Gegen 16:40 Uhr hebt die riesige Boeing 767 vom International Airport in Atlanta ab. Zurück bleibt ein Traum von einer Abenteuerreise auf einem Frachtschiff über dem Atlantik und die Erinnerung an eines der letzten Großraumschiffe welches mit Flügeln landete. Im Gepäckfach über uns ist der Pokal des Weltmeisters im NASA-Moonbuggy Race. Wir überfliegen als erste die Gefahrenzone, welche unseren Kontinent vorübergehend lahm legte.

Mittwoch, 21. April 2010

Die Landung der Discovery

von Ralf Heckel
International Space Education Institute
www.spaceeducation.de

(Erlebnisbericht Space Shuttle Start:
http://www.spacepass.de/essay/Discovery.pdf )

Fotos: http://www.flickr.com/photos/spaceeducation/sets/72157623771726735/

Die Aschewolke des Vulkans über Island zwingt uns seit 3 Tagen am Cape Canaveral zu verweilen. Im Moment ist das noch ein sehr angenehmer Tausch. Ich feiere Geburtstag ohne Geburtstagsgäste (es gab Rock-Schrimps in zerlassener Butter), arbeite mit Yvonne die Ereignisse der letzten Tage auf, korrigiere Schülerberichte, bereite neue Termine vor und nutze die übrige Zeit für ein Bad in Atlantik. Das alles klingt eigentlich recht verlockend, wären da nicht die ca. 130 Euro Mehrausgaben pro Tag (Mietwagen, Motelzimmer, Verpflegung ohne eigene Küche). Diese sind im hiesigen Maßstab noch gering, aber nicht eingeplant. Das Loch auf hauchdünner Decke muss in den nächsten Monaten mühsam wieder erarbeitet werden. Niemand ersetzt das.

Seit Sonntag Nachmittag bereite ich mich auf de Landung der Discovery vor. Zweimal haben wir sie als NASA-VIP´s starten und einmal auf dem Rücken einer Boeing über das Cape Canaveral fliegen sehen. Aber eine Landung aus dem Orbit miterleben zu dürfen, ist ein Sechser im Lotto. Die möglichen Landefenster erstrecken sich über zwei Tage. Nur als letzte Option wählt die NASA die in Kalifornien liegende Edwards Airforce Base. Dort scheint fast immer die Sonne, aber der Rücktransport auf einer Boeing kostet auch etwa 1 Mio Dollar.

Vom „Fliegen" des Space-Shuttle-Flugsimulators kenne ich die Gegend mit der Landebahn recht gut. Also schaue ich mir die Karten auf Google Earth noch einmal genauer an und entdecke eine dünne Straße am Nordende der 4,5 km langen Landebahn. Diese Straße führt durch den Wildpark auf der Merrit-Insel und mündet in die Bundesstraße 520 nach Titusville.

Noch am Sonntag-Abend nach dem Geburtstagsessen mache ich mich mit Yvonne los und erkunde die Gegend. Tatsächlich ist diese Straße befahrbar für den öffentlichen Verkehr. Rings um uns herum ist Wildnis. Waschbären, Gürteltiere und Alligatoren schleichen durch das Gebüsch. Pelikane und Kormorane schauen aus den Baumwipfeln zu. Es ist kaum zu glauben, dass hier eine der kompliziertesten Maschine der Menschen landen soll. Da ist nirgends Leuchtfeuer, Polizei mit Absperrungen oder eine Traube von übereifrigen Umweltschützern. Man kann einfach so hinfahren. Niemand vermutet, dass hinter dem Gestrüpp die einzige Landebahn der Welt ist, welche exakt der Krümmung der Erde angepasst ist (das macht auf 4,5 km ganze 2 cm Höhenunterschied zur Horizontalen aus).

Wir halten an und glauben uns im Urwald. Nach den Zeichen auf Google Earth müsste die Landebahn jetzt 200-300 Meter von uns entfernt liegen. Ein ganz kleiner unscheinbarer Sandweg führt in das Dickicht mit einem Schild „Betreten bei Strafe verboten". Überall zirpen Grillen und unkt das Getier. Wir fahren zurück und erschrecken beim Blick auf den Tacho. Wir haben über 100 Meilen auf dem Tacho, nur um einmal das Kennedy Space Center vom Süden nach Norden seitlich zu umfahren. Es nimmt etwa einen Raum ein wie Halle und Leipzig zusammen, gigantisch!

In der Nacht noch stelle ich den Laptop etwas umständlich neben dem Fenster auf. Da gibt es einen etwa 30 cm-Bereich in welchem ich gerade noch ein freies WLAN-Netz von einem entfernt liegendem Hotel empfange. Ich lasse die Twitter-Seite von NASA geöffnet. Draußen regnet es in Strömen.

Am Montag gegen 6 Uhr wache ich zusammen mit Tara auf und schaue zuerst auf die Webseite. „Landung abgebrochen". OK, jetzt kann Tara ihre Milch bekommen. Der folgende Tag besteht aus Wetterprognosen am Cape und den Veröffentlichungen der Einflugschneisen des Space Shuttles. Zwar gibt es ein offizielles Presseprogramm aber niemand sagt: „Hier entlang geht es zum Lande-Erlebnis". Zunächst erscheint das im Land der Perfektion für Publikumsvorführungen unwirklich, aber bereits der Flugplan verrät, dass eine kommerzielle Führung zur Landung zwecklos ist. Es gibt zwei Flugpläne für Florida und drei für Kalifornien. Dazwischen liegen über 48 Stunden Autofahrt, für den Shuttle gerade 15-20 min. Jeder Flugplan sieht die Ankunft es Shuttles aus über 200 km Höhe aus einer anderen Richtung vor. Es werden je nach Länge des Wiedereintrittes größere oder kleinere S-Kurven geflogen. Am Ende ist eine Schleife über der Landebahn.



Also geht es wieder früh zu Bett, um am Dienstag morgen frisch zu sein. Diesmal klingelt der Wecker noch vor dem Morgengrauen. Es ist 5:30 Uhr und noch dunkel. Die Crew schnallt sich gerade an, also ist es höchste Zeit abzufahren. Aber der Flugdirektor im NASA-TV zögert. Es ist Nebel in der 30 Meilen Zone um die Landebahn.

Um 6:12 Uhr fahren wir los und holen an der Tankstelle schnell noch einen French-Vanilla-Kaffee. Um 6:28 Uhr mache ich den letzte WiFi-Check neben der Lobby des Best Western Hotels. Dann dämmert es, Wolken zeichnen sich am Horizont im Osten ab. Der Deorbit Burn (entscheidendes Bremsmanöver) ist laut Twitter nicht erfolgt. Er hätte 6:26 Uhr sein müssen. Also plant man noch eine Erdumrundung und will den zweiten und letzten Versuch für Florida unternehmen.

Es ist 6:40 Uhr. Wir fahren am Indian River rechts ran, betrachten Sonnenaufgang, der sich hinter einer Wolke über Port Canaveral versteckt. Ansonsten ist blauer Himmel. Als die Sonne über die Wolken steigt, wird es unerträglich heiß. Wir fahren weiter bis zum Norden auf die bereits vorgestern ausgespähte Straße und lassen uns Zeit.

Gegen 8 Uhr befahren wir das Gelände des Wildparks in der Nähe der Landebahn und beziehen Stellung. Keine 8 min später fordert uns ein netter Ranger auf, weiterzufahren. „Mist".

Es gibt kein Internet und kein Mobilnetz. Wir wissen nichts über die Vorgänge im Orbit. Gegen 8:18 Uhr steigen plötzlich Hubschrauber und Jets auf und Drehen um unsere Position. Wir drehen mit und fahren langsam „kampfbereit mit Fotoaparat" die mysteriöse Straße auf und ab.

Zuerst sind wir allein. Doch dann folgen Kolonnen von verschiedenen Fahrzeugen mit Antennen auf dem Dach und Leuten mit Fotoapparaten drin. Überall kommen sie auf dieser einsamen Straße her, als ob sie aus irgendwelchen Erdlöchern im Sumpf kriechen. Ich interpretiere, das der Deorbit Burn erfolgt sein muss. Die Zeit (etwa 1 h vor geplanter Landung) stimmt.

Der Ranger hat zu tun und fordert alle nacheinander auf, sich an eine naheliegende Kreuzung zu begeben. Der Shuttle würde nicht von dieser Seite hereinkommen, sondern aus dem Süden. Zuerst glaube ich ihm nicht. Dann sagt er aber, dass es durchaus sein kann, dass die Bremsen oder der Fallschirm versagen. Der Shuttle würde ungebremst über die Rollbahn hinausschießen und genau hier ein Chaos verursachen.

Sofort weichen wir auf die empfohlene Kreuzung aus. Dort versammeln sich bereits Schaulustige mit „Kind und Kegel". Gemessen an der Menge der Zuschauer beim Start sind dies sehr wenige. Aber alle wollen ein Erlebnis teilen – zu den letzten und auserwählten einer Generation zu gehören, die ein Raumschiff mit Flügeln landen sahen. Das hier ist keine Routine wie der Luftverkehr und wird für sie meisten hier nie wieder vorkommen.

Wir haben das Auto gerade abgestellt, da erschüttert ein lauter Doppelknall aus dem Himmel die Zuschauer und das umliegende Wildgetier. Es ist 9:04 Uhr. Der Shuttle hat in den dichteren Luftschichten mit seiner noch mehrfachen Schallgeschwindigkeit die Schallmauer durchbrochen. Alles scheut nach Süden. Zu hören sind aber nur die über dem Gelände kreisenden Begleitflugzeuge. Ein Shuttle ist nicht zu sehen. Alle stellen sich auf die Silhouette und damit automatisch auf die trägen Bewegungen eines Flugzeuges ein.

Da schießt ein dunkler Punkt aus der Höhe. Wie ein Stein fällt dieser herab und formt sich zu einem Flugzeug mit schwarzen Flügeln. Das ist die Discovery. Sie ist noch ganz klein und wird schnell größer. Der Sinkflug ist immer noch rasant. Ich habe das alles vielleicht 15 Sekunden im Auge, setze die Kamera mit maximalen Zoom an und mir gelingt gerade ein Foto. Dann richtet sich die Nase des Shuttles steil auf und schon verschwindet alles hinter den Baumwipfeln. Das war alles. Es folgt kein Geräusch, keine Triebwerke und überhaupt ist nichts zu hören, bis auf die Frösche im Sumpf.

Die Leute steigen in ihre Autos und verschwinden so schnell wie sie gekommen waren. Nach 5 Minuten sind wie wieder allein in der Wildnis.

So landet ein Space Shuttle am Cape Canaveral. Danke "Discovery". Wir werden wiederkommen und Dich besuchen, im Museum. Und dann können wir dieses Erlebnis dazu legen, unseren beiden Kindern und allen Schülern davon berichten

Den Rest des Tages verbringen wir mit Besuchen m Kennedy Space Center und dessen Bildungszentren. Man erkennt uns wieder, ist über die Erfolge in Huntsville im Bilde und verspricht uns 20 Plätze für den letzten Space Shuttle Start am 16. September diesen Jahrs:

Erlebnisbericht Space Shuttle Start:
http://www.spacepass.de/essay/Discovery.pdf

Fotos: http://www.flickr.com/photos/spaceeducation/sets/72157623771726735/

Dienstag, 20. April 2010

Flucht aus dem Chaos

von Ralf Heckel

International Space Education Institute

www.spacepass.de

17. April 2010

Wir schlafen aus und gehen gegen 10 Uhr zum Frühstück. Vorher lote ich die Situation im Frühstücksraum aus, während Yvonne Tara fertig macht. Viele Menschen haben die „Sky-Alliance" T-Shirts an. Also gehe ich direkt auf sie zu. Viele haben bereits mit der Fluggesellschaft telefoniert und haben angeblich neue Flüge für heute Mittag bekommen. Ich bin skeptisch und rate ihnen ab. Danach vergewissere ich mich am Computer, sehe mir aktuelle Wetterkarten an, werde noch skeptischer und rufe Delta an.

„Sie könnten ein Flugzeug frühestens erst am Montag bekommen." Ich frage, ob es auch noch spätere Flieger gibt. „Mittwoch ist erst wieder frei". Ich sage zu – und schon kommen die Emails mit den Bestätigungen herein. Yvonne ist überhaupt nicht dafür und schimpft. Jetzt aber möchte ich es ihr noch nicht erklären und denke weiter. Ich versuche mich in die Situation des Flughafens hineinzudenken. Was könnte als nächstes kollabieren? Hotelplätze? Mietwagen? Öffentlicher Verkehr?

Wir müssen uns unbedingt so weit wie möglich aus diesem Kessel entfernen. Die Kleingeschäftemacher „rasieren" uns hier mit anziehenden Preisen doch um Kopf und Kragen. Also wähle ich die Seite von Alamo-Mietwagen an und reserviere einen günstigen Kleinwagen bis zu unserem Abflug. Dann maile ich Herrn von Puttkamer an und frage nach Flugbewegungen am Cape Canaveral. Mir war noch in Erinnerung, dass am 5. April ein Space Shuttle gestartet war, habe aber keine Ahnung, ob der schon wieder gelandet ist. Er bestätigt sofort: „Discovery landet am Montag, 19.4;., morgens um 8:53 Uhr Floridazeit."

OK, dann ist das unser Ziel. Ich buche also sofort in unserem bekannten Hotel am Cape Canaveral zu einem Preis, den es in Atlanta bereits seit Mitternacht nicht mehr gibt. Im NASA-TV läuft eine Aufzeichnung der Rede von Obama am Vortage am Cape Canaveral. Er verkündet sein neues Programm für die Raumfahrt. Ich höre halb hin und verstehe, dass er nach der Rückkehr auf dem Mond mit Menschen auf einem Asterioiden landen will. Dann soll der Mars bis 2030 kommen. Kurz danach blendet man um auf die aktuelle Situation am Vulkan in Island. Es sind Weltuntergangsbilder. Mir blitzt ein Gedanke durch den Kopf: „Naturkatastrophe, europaweite Flugeinstellungen, offiziell verordnete NASA-Asterioidenlandung – das gibt unausweichlich Öl in das Feuer der Gläubigen am Armageddon im Jahre 2012". Wenn das nicht absichtlich zusammenpassen sollte – dann war die Rede gestern denkbar schlecht positioniert. Hoffentlich übertönen die aktuellen Ereignisse das Medienecho dieser Präsidentenrede noch eine Weile.

Im Frühstücksraum sind die meisten Gäste fertig. Die USA-Today titelt mit der riesigen Aschewolke. Viele der Gäste haben sich wieder beruhigt und glauben an ihren heutigen Rückflug. Ich sage offen, dass sie sich nichts vormachen sollen. Es gibt keine Flüge bis Montag. Aber ich bleibe ungehört. Gegen 10 Uhr verschwinden alle im Shuttlebus des Hotels. Gegen 12 Uhr machen wir uns gelassen in die Spur.

Auf dem Flughafen herrscht nun eine Situation wie erwartet. Sie ist so surreal. Lange Schlangen stehen an den internationalen Schaltern. Die Menschen sehen ratlos aus. Geschäftsleute in Schlips und Anzug knien neben Getränkeautomaten, um mit ihren kurzen Ladekabeln aus den letzten freien Steckdosen noch etwas Strom für ihre Handys zu bekommen. Sie telefonieren mit ihren teuren iPhones kniend, als würden sie einen Gott (oder den Cola-Automaten) anbeten. „So sieht Zivilisation aus, wenn sie aus dem Gleichgewicht gerät", denke ich mir und zeige es Yvonne. Sie erfasst langsam auch worin wir stecken und ist besorgt um Tara.

Meine einzige Sorge ist nur noch „Wo sind unsere Koffer?". Stehen sie mit den teuren Moonbuggyteilen ggf. unbeaufsichtigt neben irgendeinem Band? Aber auch an den Gepäckservicestellen stehen lange Schlangen. Ich nehme Tara auf den Arm und gehe bis ganz vor. „Bitte stellen Sie sich hinten an", heißt es. Ich bemerke, dass im Falle eines Babys das Recht gilt, dass dies umgehend abgefertigt wird und stelle meine Frage. Die Frau will mich noch einmal darauf hinweisen, dass alle auf ihr Gepäck warten. Ich sage ihr, dass ich das Gepäck gar nicht haben will – sondern will nur wissen wo es ist. Da erklärt sie mir, dass es automatisch sicher eingelagert ist und per ID-Code in mein nächstes Flugzeug geleitet wird.

Das genügt mir und ich bedanke mich.

Wir können die "Flucht" antreten und gehen auf direktem Wege zur Skytrain und den Rental-Car Stationen. Yvonne ist darüber nicht erfreut und zählt auf, was alles in den Koffern ist und was sie davon alles braucht. Ich kann ihr nun sagen, dass dies sich alles bis auf ihre Sonnencreme und meinem USB-Cardreader bereits im Handgepäck befindet. Sie kann es kam glauben. Wir haben alles bei uns, um zu "überleben".

Wie erwartet sind auch die Mietwagenschalter voller ratloser Menschen. Unsere Reservierung geschah heute morgen anscheinend im letzten Moment und deshalb lässt man uns durch. Wir hatten über eine US-Webseite gebucht und nun setzt uns die Mietwagenfirma noch 177 Euro Ausländerversicherung drauf. Das geht ins Geld – zumindest aber bekommen wir einen Vertrag für die reservierte Economy-Klasse, der kleinste Kleinwagen. Mit allen Flugkoffern hätten wir da nicht hineingepasst.

Das Parkhaus scheint recht leer. Die Mitarbeiterin dort entschuldigt sich, dass die Economie-Klasse bereits nicht mehr verfügbar ist. Sie bietet uns aber an, einen größeren Wagen zum selben Preis zu nehmen. Na das ist doch auch mal eine gute Nachricht. Wir können uns einen Wagen aussuchen und entscheiden uns für einen weißen Chevi.

Bild: Jacksonville/Florida in der Abendsonne, der Atlantik ist erreicht, nun nur noch etwa 200 Meilen

Um 15 Uhr treten wir die Flucht aus dem Wahnsinn von Atlanta an und steuern in Richtung Süden. Nach 6 Stunden Fahrt und einem 2-stündigen Yvonne-Einkaufsbummel erreichen wir die Space-Küste am Cape Canaveral. Es ist 23:30 Uhr und 20 Grad warm.

Ich habe am Sonntag Geburtstag, die Familie hier, besseres Wetter als zu Hause und freue mich auf die Landung der Discovery am Montag. Man muss im Chaos nur das Positive sehen.

Rückkehr ohne Ankunft - Vulkan gegen Moderne


von Ralf Heckel


International Space Education Institute


www.spacepass.de



17. April 2010



Unser Flug „Delta 24" kehrt in der Nacht zum 16. April nach 3 Stunden Flug über dem Atlantik um und landet 6 Stunden nach dem Abheben wieder im Atlanta. Seitdem beherrschen Bilder eines ausbrechenden Vulkanes mit einer riesigen schwarzen Wolke die Medien, Das war unser bisher größter Rundflug nach mehr als 70 internationalen Flügen in den letzten 8 Jahren. Es ist zugleich die zweite Flug-Strandung im Dienste der Space-Education in diesem Jahr. Die erste fand im Januar nach der Pleite der Fluggesellschaft "Blue Wings" statt. Ich saß im letzten Flieger der Gesellschaft und dann in Moskau fest. Das Geld für den Rückflug habe ich nie wieder gesehen. Am 19. Mai 2010 begint in Düsseldorf das Insolvenzverfahren. Nun sitzen wir in Atlanta und mir wird klar, dass die Moonbuggy-Schüler nicht zu ihren verdienten Artikeln eines stolzen Teams in den Medien kommen werden – jedenfalls nicht bis dieser Lärm abgeklungen ist.



Die Dichte dieser Ereignisse zeigen an welchem Limit wir mit unserer Arbeit angekommen sind. Ich bin mir sehr sicher, dass wir bis an diesen Punkt keine Nachfolger aus unserem Land haben – mit allen Ereignissen und Erfolgen die wir mit unserer Arbeit verbinden können. Zum Glück erzeugt das Ausbügeln dieser Unebenheit für uns keine Gesundheitsprobleme, Jobs oder Flensburger Punkte. Aber es kostet ein nicht eingeplantes Budget und erfordert ein sehr kluges und vorausschauendes Denken.



Nur die langjährige Erfahrung im Umgang mit im Grunde nicht vorhandenen Budgets, das damit einhergehende Improvisationsvermögen, das Können im Umgang mit Startverschiebungen des Space Shuttles während des Begleitens von Schülergruppen und die Möglichkeit der Fernsteuerung der wirtschaftlichen Eigenbetriebe unseres Vereines erlauben uns nun auf die europaweite Einstellung des Flugverkehrs mit Gelassenheit zu reagieren und im Grunde unsere Arbeit unbeeindruckt fortzusetzen. Ich will versuchen ein klares Bild der letzten 2 Tage wiederzugeben und damit auch Tipps für Betroffene hinterlassen.



Wir besteigen gegen 13 Uhr am 15. April 2010 in Huntsville/Alabama das Flugzeug der Delta Connection. Ich habe durch einen Anruf gegen 10 Uhr von einem sich zur Bedrohung entwickelnden Vulkanausbruch gehört, schnell noch das Internet durchstöbert und bin innerlich bereits auf Katastrophenmanagement umgestellt. Dabei war mir eine Erinnerung aus dem Jahre 1998 behilflich. Im Februar diesen Jahres erlebte ich die Folgen eines Schirokkos über der Sahara. Die Tausende Kilometer entfernten Kanaren waren fest im Griff einer bis zu 500 Meter dicken wabernden Staubschicht. Sie hielt sich über eine Woche und belegte alles mit feinstem Staub. Vulkanasche breitet sich weit höher und damit globaler aus. Ich vermute, dass dies unkalkulierbar wie das Wetter ist – auch die Länge des Ausbruches.



Ich will im Ernstfalle vorbereitet sein. Also schichte ich schnell noch die mühevoll gepackten Koffer ohne Yvonnes Kenntnis um. Alles was man nicht zum Leben und Arbeiten braucht, fliegt aus dem Handgepäck in die Flugkoffer zu den Moonbuggyteilen. Umgekehrt wandern wichtigere Dinge wie Ladegeräte, Adapter und eine Notausstattung an Kleidung in das Handgepäck. Eine Notration Babynahrung für die eigentlich geplante Autofahrt nach Leipzig ist auch dabei. Es ist nicht leicht, eine Balance zwischen den geforderten Gewichten und Volumen einzuhalten.



Ich befestige den kleinen USB-GPS-Logger des Moonbuggys mit etwas Klebeband an der Fensterscheibe des Flugzeuges und schreibe die Flugdaten mit. Draußen ist wolkenloser Himmel, scheint die Sonne und die Temperatur steigt auf 33 Grad. Niemand im Flieger glaubt in irgendeiner Weise, dass es ein Tag wird, der in die Fluggeschichte eingeht.



Ich kann am kleinen Display mitverfolgen, dass das Flugzeug bei 179 Grad (also Süden) mit 290 km/h abhebt, auf 6000 Meter steigt und mit 700 km/h seine Reisegeschwindigkeit einnimmt. Über Guntersville umfliegen wir die Ortschaften. Unten breitet sich der Stausee des Tennessee´s aus. Ich bin darüber sehr überrascht, denn die Änderung der Flugrichtung ist kaum zu spüren. Lediglich die Winkelanzeige ändert sich langsam auf dem Display. Nach etwa 10 min Flug beginnt der Sinkflug. Dabei nimmt die Höhe, aber nicht de Reisegeschwindigkeit ab. Ein paar Kurven werden geflogen und wir setzen mit etwa 300 km/h in Richtung 87 Grad (also Osten) auf. Mit noch etwa 100 km/h macht der Flieger eine scharfe Linkskurve, um die belebte Rollbahn zu verlassen. Wir kommen nach einigem Rollen mit 15-40 km/h über das riesige Flughafengelände am Gate C 41 in Atlanta zum Stehen. Yvonne hält meine Beobachtungen für Unsinn.



Beeindruckt von diesen Einblicken schalte ich den Logger wieder aus und wir begeben uns mit der kleinen Tara in das Gewühl des internationalen Airports von Atlanta. Dort scheint zunächst alles so wie bisher, als wir aber in den Terminal E für internationale Flüge kommen, stehen vor den Air France Schaltern bereits riesige Warteschlangen. Wir müssen uns beeilen und gehen nach einem kleinen Imbiss bei "Panda Express" (lecker chinesisch Huhn in süßsaurer Soße gebacken) zu unserem Gate. Auf dem Weg dorthin schauen wir noch einmal auf die Anzeigetafeln. „Verspätung um eine Stunde".



Nun gut, also ist noch Zeit für einen Kaffee. Wir setzen uns in eine kleine Loge auf dem Tereminal. Dort läuft CNN und ich habe ein Auge für die Nachrichten. „… bis zu 50 % aller Abflüge in Europa gestrichen, … größte Flugstilllegung seit 9/11, … Präsident Obama landet am Cape Canaveral." Mir wird klar, dass unser Flug nicht in Europa landen wird und ich will die Rede des Präsidenten am Cape sehen. Sie bedeutet Zukunft.



Dennoch nimmt die Routine im Alltagsgeschehen am Terminal wieder gefangen. Es geht zum Gate und recht schnell sitzen wir in der riesigen Boeing. Abermals befestige ich den GPS-Logger und stelle mich auf sehr interessante und recht seltene Flugdaten ein. Terry schreibt eine SMS und ist besorgt wegen des Vulkans. Ich scherze und antworte: „Keine Sorge, ich mache ein Foto davon und sende Dir die Flugdaten vom "Bypass". Dann ertönen die Anschnallzeichen und mit 320 km/h heben wir ab.

Bild: Yvonne mit Tara im Flug Nr. 24 von Delta-Airlines am 15.April 2010, am Fenster schreibt der GPS-Logger mit


Der Flug verläuft zunächst wie gewohnt. Wir erreichen eine Flughöhe von 9500 km und eine Reisegeschwindigkeit von 850 km/h. Die Daten stimmen mit den Monitoren im Inneren überein. Seit Halifax fällt mir auf, dass diese Monitore schon eine Weile keine Flugdaten mehr anzeigen. Ich schaue nun in kürzeren Abständen auf das GPS-Display. Zunächst behalten wir die Flugrichtung 90 Grad (also Osten) bei. Dann aber steigt diese Zahl ganz langsam an. Es ist im Flugzeug nichts zu spüren. Die Stewardessen verteilen wie gewohnt Essen und Kaffee. Bei etwa 270 Grad bleibt der Winkelmesser stehen. Dann wechseln wir langsam das Flugfeld und sinken bei selber Geschwindigkeit um 150 Meter nach unten. Mir blitzt es durch den Kopf: „Wir kehren um".



Ich arbeite weiter am Computer, jedoch wechsele ich die Themen und bearbeite nun meine Daten nach einer neuen Prioritätenliste. Es läuft bereits „Plan B". Noch glauben alle Passagiere inklusiv Yvonne, dass wir in Richtung Heimat fahren. Nach etwa einer halben Stunde sind die Stewardessen mit ihren Kaffeewägen verschwunden und es ertönt der Flugkapitän. Er erklärt in kurzen englischen Sätzen die Situation und dass wir in 3 Stunden wieder in Atlanta landen.



Nun ist Bewegung im Flieger. Die Passagiere sind in Aufregung. Ein Raunen hält in der gesamten Kabine an. Vielen fällt nun ein, dass sie auf Toilette müssen. Um keine Fragen offen zu lassen, schaltet die Crew nun auch wieder die Monitore ein. Darauf ist die ungewöhnliche Flugspur mit der bereits weit zurückliegenden Umkehr zu sehen. Die Passagiere realisieren, dass sie eine Weile an der Nase herumgeführt wurden und das trägt nicht zum ungebrochenen Vertrauen in die Fluggesellschaft bei. Diese Monitore werden nun oft fotografiert. Ich freue mich bereits auf meine aufgezeichneten Daten am Logger.



Jetzt kommt mir in den Kopf, dass wir für die Landung zu schwer sind. Nach kurzem Überschlag müssten wir mit noch 30-40% Treibstoff im Tank in Atlanta ankommen. Dieser muss unbedingt abgelassen werden, um die Struktur beim Aufsetzen nicht zu überlasten. Das Ablassen aber kann ebenfalls gefährlich sein. Über Berlin stürzte in den 80ger Jahren eine komplette Schulklasse ab, weil sich das abgelassene Flugbenzin durch die noch laufenden Turbinen entzündete. Ich beobachte die Silhouetten der Flügel über denen wir sitzen. Aber es ist kein Dunststreifen zu erkennen.



Es sind noch etwa zwei Stunden zur Landung, da sinkt der Flieger auf etwa 6000 m und wird dennoch kaum langsamer. Ich realisiere, dass der Pilot den Treibstoff in den dichteren Luftschichten bei erhöhtem Luftwiderstand verbrennen will. Über den Bergen von Virginia dreht er dann eine große längliche Schleife. Sie nimmt etwa 20 min in Anspruch und ist exakt rund an den Umkehrungen. Wir werden etwas in den Sitz gedrückt. Es scheint eine Warteschleife zum Zweck der Freihaltung des Luftraumes über Atlanta und zum Abbau von Treibstoff zu sein. Ich rechne mit und komme aber nur auf noch etwa 20% Treibstoff über dem Normal.



Dann gehen wir in den Landeanflug über. Ich erwarte zahlreiche wartende Nachtflüge am Fenster. Viele Maschinen sind an diesem Nachmittag nach Europa gestartet. Sie müssten nun auch wieder in diesem Luftraum sein. Aber ich kann nichts aus dem Fenster sehen. Der Flugkapitän öffnet ungewöhnlich früh die Landeklappen und fährt das Fahrwerk aus. Die Turbinen heulen auf. „Treibstoff verbrennen!" blitz es in mir. Die Kabine röhrt vor Luftströmungen die um das ausgefahrene Fahrwerk donnern. Ich beruhige die Passagiere hinter uns. „Keine Angst, der macht das richtig! Wir müssen leichter werden".



Das Aufsetzen ist gegen 1:20 Uhr ungewöhnlich unsanft. Es müssen wohl dennoch einige ungeplante Tonnen in den Tanks sein. Die Struktur des Flugzeugs ächzt und ich bin wieder einmal erstaunt, was so ein Flieger alles aufnehmen kann. Sogar der Logger hat sich bei diesem Schlag ausgeschaltet. Ein Gepäckfach über den Passagieren hat sich geöffnet. Erschrocken schnippt der darunter sitzende Passagier ganz schnell auf und klappt es wieder zu. „Man ist das ein Ding" – denke ich und bin im Grunde dankbar für diese Erfahrung.



Die Stewardessen verkünden die Landung in Atlanta und bitten die Handys noch auszulassen, bis das Flugzeug steht. Wieder rollen wir lange die Fahrbahnen entlang. Dabei muss der Flieger auch einmal anhalten, um eine andere Rollbahn bei Einkunft eines anderen Flugzeuges frei zu halten. In diesem Moment redet eine Frau mit schwäbischem Dialekt ganz laut an ihren Handy los: „Das Flugzeug is zurückg´flogen, mir sinne jetzt wieder in Atlanta. Was solle mer denn mache? Ich verstehe her doch kenne Leut´.". Erschrocken dreht sich alles um und grinst erheitert. Es ist doch noch verboten, Handys zu benutzen! Aber es kommt keine Reaktion von den sonst so wachsamen Stewardessen. Nach etwa einer Minute haben fast alle im Flugzeug ihr Handy an und telefonieren. Unser Flugzeug ist zum Callcenter geworden. Wir rollen „palavernd" auf unsere Endposition.



Die Leute und wir strömen in das Ungewisse. Am Schalter an welchem wir abgeflogen sind kommen wir wieder heraus. Zum Glück wird uns die Einreiseprozedur erspart. Ratlosigkeit macht sich breit. Dann gibt es rote Voucher mit einem Hotelnahmen und einer Telefonnummer darauf. Wir sollen erst einmal schlafen gehen und morgen diese Nummer anrufen. Dann gibt es noch ein schönes Waschtäschchen mit Toilettenartikeln und einem T-Shirt der Sky-Alliance. Alles strömt sich selbst hinterher. Die Terminals sind ungewöhnlich leer. Reparatur- und Reinigungstrupps sind mit allerlei kleinen Elektrofahrzeugen unterwegs.



An einem Platz für Busshuttles kommt die Menge an. Dort ist eine Tafel mit Hotelbildern, einer Legende und einigen Telefonen. Ich rufe das Hotel an, dessen Name auf meinem Voucher steht. „Sir, wir sind voll und können niemanden mehr aufnehmen." Yvonne und ein inzwischen befreundeter hilfsbereiter Passagier sind ratlos.



„Ach", sage ich, „heute ist sowieso Chaos und wir nehmen einfach den nächstbesten Bus". Also schiebe ich Tara mit ihrem Tragesitz auf die Schöße von irgendwelchen Frauen, die in einem bereits vollen Bus sitzen und sage: „Ladys, eine von Euch muss auf dieses hübsche Baby aufpassen!" Ich habe schnell entzückte Abnehmerinnen. Dann schiebe ich Yvonne in den Bus, lade mit dem Busfahrer unser Handgepäck ein und setze mich in dem nun überfüllten Bus auf den Motorblock zwischen Fahrer und Beifahrer. Los geht´s!



Das Hotel nennt sich „Suites Inn". Wir erreichen es nach etwa 20 min Fahrt. Der Fahrer sagt, dass es im Raum um den Flughafen für solche Fälle etwa 4000 bereitstehende Betten gibt, aber heute wäre schon viel los gewesen. An der Lobby entpuppt sich der Voucher als Rabattkarte. Wir müssen dennoch 53 $ für das Zimmer zahlen. Es kostet sonst 80 $. Wir übernehmen für einen überraschten Passagier die Rechnung. Er war auf diesen Fall nicht vorbereitet und hat nur noch Euros bei sich. Die aber werden nicht angenommen. Wir haben Vertrauen und ich kenne diese Situation auch schon selbst. Damals war ich dankbar auf de mir damals vertrauende Familie. Also geben wir heute zurück.



Müde und dennoch dankbar schläft Yvonne gegen 2:30 Uhr ein. Ich stelle am Computer per Email noch einige Weichen für die kommenden Tage und gehe dann auch zu Bett. Wissend, dass diese Nacht kurz bleiben wird, stelle ich fest, dass unser selbst verordneter Sicherheitstag vor Abflug nun sehr wichtig war und weiter noch werden kann.