Freitag, 22. Januar 2010

Russisches Banja

Samstag, 16. Januar 2010
von Ralf Heckel,
http://www.spaceeducation.de

Es ist eine Ehre, in ein originales russisches Banja eingeladen zu werden (sehr heiße Sauna). Aber es ist eine besondere Ehre, diesen Besuch zusammen mit dem führenden russischen Professor für Lebenserhaltungssysteme im All zu machen. Ich bin heute sein Gast.

Es ist mein 3. Besuch (2003, 2005, 2010). Und das sind die heißesten Erlebnisse in meinem Leben. Ich habe heute Fotos gemacht, aber die meisten von ihnen sind schlecht. So heiß war es heute. Das Objektiv beschlug bereits beim Abnehmen des Deckels.

Die Gäste werden nach Mann und Frau getrennt. Im Vorraum sind Separés mit weichen Polstersesseln und Tischen. Dort kann man sitzen, Tee trinken und entspannen. Hinter diesem Areal ist ein Raum für die Vorbereitung. Hier legen die Gäste ihre Eichenzweige (als gebündelte Rute), Handtücher und ihre Mützen ab. Man bereitet sich vor.

Einige harte Kerle gehen in den heißen Raum. Da ist ein Ofen mit 15 Tonnen glühendem Stahl. Dieser ist 600 ° C (1112 ° F) heiß! Der Raum hat eine Temperatur von ca. 130 ° C (266 ° F). Es werden 4 große Zinkschüssel voll Wasser (je ca.. 10l / 2,6 gal) bereitgestellt. Mit einer großen Kelle schippt einer der Männer das Wasser in den Ofen. Es macht Geräusche wie die Dampflok "Big Boy". Der Dampf schießt aus diesem Ofen wie nach einer Explosion und erhöht die Luftfeuchte. Schon jetzt wird es unerträglich heiß und Schweiß perlt vom Körper.

"1, 2, 3, GO!" Die Tür öffnet sich und alle Menschen laufen herein. Jetzt lernt man, dass dieser Mütze (Filzhut) sehr gut ist. Wer keine hat, verbrennt sich den Kopf. Alles liegt nun auf dem Boden. Er ist ein bisschen höher und aus rustikalem Holz. In diesem Moment denkt man: „Das kann nicht sein!" Die Gäste liegen mit ihrer nackten Haut dort wie geschmorte Braten. Aber das ist nicht alles. Nun kommt einer der Kerle herein und fächert mit einem großen Wedel die heiße Luft über die Haut. Es fühlt sich an wie eine Feuerwalze, wenn ein Hauch über einen rollt. Nach 2 Minuten drehen sich alle Gäste. Nun liegen die besten Teile frei. Es geht weiter.

Danach steht alles auf und läuft zum Pool. Es ist eiskalt (2 ° C / 35 ° F). Alle springen hineinn. Die ersten zwei Sekunden nach diesem heißen Bad ist das ja gut. Aber danach fühlt man sich wie ein Opfer der Titanic-Katastrophe. Man will nur noch heraus!

Normalerweise braucht man jetzt Zeit zum entspannen. Das Herz schlägt schnell. Aber das ist eben ein russisches Banja. Alles wiederholt die gesamte Prozedur dreimal und ohne Pause. Dann gibt es eine Pause von 10-15 min. Es gibt Tee, Kekse und Heidelbeemarmelade. Diese Routine wird inklusive der Saunagänge nun 3 Mal wiederholt. Danach ist man ein „Fertiggericht". Meine Haut ist rot-weiß gesprenkelt.

In den kurzen Pausen legt der Professor einige Riegel Kosmonautenessen auf den Tisch und sagt: "Dies ist das beste Essen. Iss!". Es ist unglaublich - echte Kosmonauten-Nahrung hat einen Preis von ca. 1000 $ pro Tag. So essen wir jetzt für etwa 200 $ würfelzuckergroße Kekse! Es sind nur einige Gramm.

Ja, all das kling ist schwer - aber am nächsten Morgen fühlt man sich wie ein neugeborener Mensch. Und das ist eine weit bessere Erfahrung. Hierfür kann man eben mal die Zähne zusammenbeißen, in dieser neunfachen Dampfmaschine!

Weitere Bilder:
http://www.flickr.com/photos/spaceeducation/sets/72157623098281919/


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