von Ralf Heckel
http://www.nasa-moonbuggy.eu/
Das NASA Moonbuggy Race verpflichtet zur höchsten Disziplin. 11 Monate nach der letzten Veranstaltung geht es nun wieder in die Schlussrunde. Es sind nur noch 4 Wochen bis zum Rennen, in 3 Wochen hebt das Flugzeug ab.
Ich habe nach nun 4 miterlebten Moonbuggy-Rennen und drei eigenen erfolgreichen Teilnahmen gedacht, dass sich da Routine einschleicht. Das aber ist weit gefehlt. Der Fertigstellungsdruck ist wieder da und dieser erfasst uns Teamleiter mehr als jedes andere Mitglied im Team. Es fehlen die Osterferien und damit die Zeit für Unvorhergesehenes. Dennoch ist in diesem Jahr vieles anders und ich möchte deshalb Einblicke geben und zum Nachmachen anregen.
Das klassische Team Germany der letzten Jahre existiert nicht mehr. Die meisten haben bereits im vergangenen Jahr die Schule abgeschlossen und sind auch Dank der einzigartigen Referenzen beim Moonbuggy Race nun in der ganzen Welt verstreut. Nadine studiert, Vanessa macht Praktikum in der USA, Lisa ist in Neuseeland, Thommy ist bei der Armee und die anderen haben vorwiegend ein Maschinenbaustudium ergriffen.
Wir haben deshalb das ganze Jahr 2009 genutzt, um für das Moonbuggy Race und die Space Education zu werben. Das German Moonbuggy war auf über zehntausend Kilometern in acht europäischen Ländern unterwegs. Dazu wurde eigens für das Moonbuggy ein Hänger gebaut, welcher bis hin zur solarbetriebenen Elektrizität alles liefert was man auf solchen weiten Reisen so braucht. Unsere Kernaufgabe bestand im Aufwecken der Osteuropäer (vorwiegend Ukraine und Russland).
So fuhr das Buggy über die Hafenpromenaden der Ferieninsel Krim, auf der Hafenmole von Rostock, in Budapest, Bukarest, München, vor der Dresdner Frauenkirche und in Prag. Überall rief es Erstaunen hervor. Doch nur wenige Schüler und Schulen sind wirklich bereit, sich den dahinterstehenden Aufgaben zu stellen. Wir machten 120 Workshops und Veranstaltungen mit und für Schüler. Wir luden russische Raumfahrtstudenten zum Moonbuggy-Workshop nach Deutschland ein und hielten in unzähligen Schulen Vorträge. Besonders freuen wir uns über die Kooperation mit der Leipziger Handwerkskammer und dessen Berufsbildungszentrum. Hier entfaltet das Moonbuggy erst so richtig seine Qualität als Objekt der technischen Berufsorientierung. Viele Lehrlinge legten an ihren Maschinen für das Moonbuggy Hand an.
Das Fazit ist, dass unser Moonbuggy nun einmal komplett als CAD-Modell existiert und als Fahrzeug in einer Nullserie von fünf leicht unterschiedlichen Typen bereits einen richtigen Fuhrpark bildet. Sie dienen Test- und Trainingszwecken.
In den letzten Jahren gab es keinen Winter und keinen Frühling. Da war in diesen ersten 3 Monaten des Jahres nur ein Thema wichtig – das Moonbuggy. Es zehrte von uns Teamleitern und den meisten Schülern einen 18-20-Stunden-Tag ab.
Heute ist es ein wenig anders. Wir haben zwar immer noch viel zu tun, können aber rechtzeitig schlafen gehen und haben auch mal Zeit für Familie und anderes. Die Schüler sind selbstständiger geworden und es sind auch mehr eingebunden. Die Verantwortung hängt nicht mehr an Einzelnen sondern wird in einem Team verteilt. Die kalten Wintertage können im warmen Technologiezentrum der Handwerkskammer am Buggy zugebracht werden.
Dennoch ist die Reise zum Wettbewerb noch heute völlig offen. Niemand weiß, ob es klappt. Es gibt zwei neue Hürden zu nehmen. Es sind die veränderten Gepäckbestimmungen und die Auswahl der Fahrer. Wir müssen für jeden Koffer als Fluggepäck 100 Euro mehr aufbringen. In den Vorjahren durfte jeder Fluggast zwei Koffer kostenfrei mitnehmen. Heute muss der zweite Koffer mit 100 Euro bezahlt werden. Der dritte Koffer kostet bereits 400 Euro. Das Moonbuggy passt in sieben Koffer – es fliegen aber nur 4-5 Personen. Bisher bekamen wir alles incl. des persönlichen Gepäcks in 12 Koffern unter. Jetzt dürfen es nur 4-5 sein. Also müssen wir teuer zuzahlen.
Die Auswahl der Fahrer und des nach Huntsville fliegenden Teams ist komplizierter geworden. Viele „alte Hasen" sind aus der Highschool herausgewachsen. Die Universitäten haben kleine Zeit für das Moonbuggy. Die Masterprogramme verlangen viel ab von den Studenten. Der Nachwuchs aber hat hohen Respekt vor dem Wettbewerb. Die meisten fühlen sich noch nicht reif dafür oder können den hohen Reisekosten nicht aufbringen bzw. einwerben. Die deutschen Schulen fördern das Programm nicht mit Reisekosten oder Geld.
Noch schwieriger ist das Finden einer Fahrerin. Die eine hat einen wichtigen anderen Wettkampf, die andere ist im Schüleraustausch, eine weitere hatte einen Skiunfall. Eine andere ist so jung, dass die Eltern mitkommen wollen – aber die Reisekosten nicht aufbringen können. Waren es in den vergangenen Jahren vor allem praktische Probleme, so muss man heute mit Erfahrung und gutem Management nach Lösungen suchen. Die Konstruktion des Moonbzggys hingegen verläuft routinierter.
An diesem Wochenende wollen Thommy und Stefan den Moonbuggy fahrbereit machen. Es soll eine andere Fahrerin ausprobiert werden. Viele Radsportler stehen dem bereits aufgeschlossen gegenüber und beteiligen sich rege an den Workshops - sobald Zeit dafür ist.
Wird das Moonbuggy mit vielen neuen Raffinessen in Stabilität und Gewichtsreduzierung rechtzeitig fertig? Schafft die neue Fahrerin (sie ist erst 13) die Anforderungen?
Spätestens am 3. April 2010 zum geplanten Abflugtermin wissen Sie es!
Freitag, 12. März 2010
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